Nina Nastasia – Run To Ruin :: Southern/EFA
Keine Gefälligkeit, kein Entgegenkommen, keine Wegweiser. Nina Nastasias Lyrik geizt nicht mit Reizwörtern der frontalen Art, doch bleiben die Geschichten dahinter nebulös und geben ihre dunklen Geheimnisse nur widerstrebend preis. Hier ist Gewalt im Spiel, Sex wird insinuiert, Hass reckt sein häßliches Haupt. „One lock of hair in my grip/ Tears on my lip, cut from my bit.“ Der Gesang schwebt schön im Raum, die Frau bleibt schemenhaft „The Body“ heißt diese offene Wunde von einem Song, sein Thema, so sei unterstellt, ist Vergewaltigung und Tod. Willkommen zu „Run To Ruin“.
Musikalisch ist Nastasias dritte LP leiser und ebenso langsam wie ihr letztjähriger Schwermuts-Rapport „The Blackened Air“. Steve Albini hat produziert und für Klangveredelung gesorgt, ohne die Instrumente mit Eigenleben auszustatten. Die Celli und Violinen, Gitarren, Akkordeon und Piano nehmen die ihnen zugewiesenen Plätze ein, sind nur opake Tupfer auf einer ansonsten nachtschwarzen Kulisse, vor der Nina Nastasia ihre hypomelancholischen Töne aufhängt Manches klingt sanft hypnotisch wie eine kammermusikalische Ausgabe von James Yorkston & The Athletes, ohne deren Tartan-Tümeln freilich. Und es gibt Momente großer melodischer Schönheit. Wenn Nastasia in „I Say That I Will Go“ die jeweils dritte Zeile der Strophen in eine Earcandy-Weise kippt, kurz nur, aber dafür umso reizvoller.
Hier und da scheint inmitten der bedrohlichen Düsternis auch Humor aufzuflackern. Von der frivolen Art. Nastasias Ton ändert sich dann um kein Jota, es bleibt dem Hörer überlassen, welche Bilder er imaginiert. Nie hätten sie bedeutungsvolle Gespräche geführt, sich nie einander offenbart, klagt Nina ihrem Partner, außer „in the car, you’d have brought it up, but I went on about that job“. Vielleicht meint sie ja etwas anderes, und ich bin nur pervers. Acht Songs, eine halbe Stunde nur, die Fantasien beflügeln. Und Tagträume machen, in denen es Wonne, aber keine Sonne gibt.
