No Place Like Home

„No Place Like Home“ von Claudia Reinhardt zeigt in Text und Bild eine Heimat, die schon längst keine mehr ist. Reinhardt fotografiert die biographisch aufgeladenen Lokalitäten der Kleinstadt, in der sie aufgewachsen ist, und über diesen tristen, durch das intensitätsschluckende Chamois-Papier noch einmal ergrauten Aufnahmen liegt der ewige Herbst. Diese Postkästen und Zigarettenautomaten gleich neben der Eingangstür, schlecht ausgebesserte Löcher im Asphalt, die Klinkerwände, mit Gardinen verhängten ehemaligen Schaufenster, das Kriegerdenkmal und der allgegenwärtige Latten-Jupp fügen sich zu einem Phänotyp der deutschen Kleinstadt (katholischer Konfession). Das ist die deutsche Normalität, und sie macht wahrhaftig keinen Spaß. Reinhardt umkreist diese Bilder mit ungelenken, peinlich infantilen, aber unzweifelhaft authentischen Reminiszenzen an ihre Kindheit und frühe Jugend. Sie schreibt erbarmungswürdig, aber dieses verbale Gestümper besitzt die Dignität des Ernstfalls. Und wer aus so einer Kleinstadt stammt, der kann einen vollen Nachmittag in süßem Selbstmitleid versinken. (18 Euro)

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