Nuggets
Vorab ein paar Worte der Erläuterung: In dieser Kolumne sollen fortan Perlen vorgestellt werden, die sonst (fast) nirgendwo ein Forum haben. Kurzum Platten für jene Leute, die dank der hiesigen Tina Turner-, Joe Cocker- und Genesis-Rezensions-Monokultur den Kolumnisten jedesmal mit ellenlangen Listen und der berechtigten Frage „Warum ist das eigentlich an mir vorbeigegangen?“ verlassen. Hier kommt Abhilfe.
Die BLUERUNNERS haben mit ihrer neuen CD „The Chateau Chuck“ (Sky Records, MON 6118-2) das Meisterwerk vollbracht, die Magie der Sixties samt krachenden Gitarren in 94er Ohren wach zu küssen. Wem Crakker, Crazy Horse und Dream Syndicate ans Herz gewachsen sind, der liegt hier garantiert nicht daneben. Intensive Songs mit hypnotischem Einfluß auf Lautstärkeregler. Hear it loud and don’t believe in neighbours…
ROBERT VAUOHN & THE DEAD RIVER ANGELS „same“ (Miramar MPCD 8101) und PETE DROGE „Necktie Seconds“ (American 9 45620-2) fahren auf dem von John Mellencamp gepflasterten Highway mit Vollgas am „Meister“ auf der Überholspur vorbei. Und so ganz nebenbei haben sie auch noch Tom Petty in die Leitplanken befördert. Gitarrenorientierter Wüstenrock, der ein bißchen an Chris Burroughs und Robbie Robertson erinnert. Erstklassig! Beide.
Die BEAT FARMERS aus San Diego waren mal eine Zeit lang einer hiesigen Plattenfirma mehrere Veröffentlichung wert. Warum ihre letzten Alben in Deutschland nicht erschienen sind, ist logisch nicht nachzuvollziehen. Man höre sich nur „Viking Lullabys“ (Sector 2, 10013-2) an, und man schnallt sofort, warum die Jungs um Bandleader Dick Montana alle Cowpunks wieder in schieres Entzücken versetzen. Anspieltip: „Midnight World“.
Daß man durchaus Heavyrock hören kann und dennoch nicht weich in der Birne sein muß, bedarf keines weiteren Beweises nachdem man sich den PSYCLONE RANGERS ausgeliefert hat. „Feel Nice“ (World Domination, CDP 07777-89116-2-3) bietet Texte und Kompositionen, die in diesem Genre absoluten Seltenheitswert haben.
Die 21 Jahre sind an dieser Produktion von 1973 spurlos vorbeigegangen, denn „Coast To Coast Fever“ von DAVID WIFFEN (EMI Canada, S 2-26707) hat im Gegensatz zu vielen Veröffentlichungen aus selbiger Zeit keine Patina angesetzt. Produziert vom ehemaligen Wiffen-Co-Gitarristen Bruce Cockburn, ist diese Scheibe die richtige Medizin für einsame Stunden, graue Herbsttage und den täglichen Blues. Dieser Singer/Songwriter weckt Erinnerungen an Jorma Kaukonen („Quak“) und Tom Rush („The CircleGame“). Folkrock, der abseits vom Zeitgeist lebt, und lebt und…
Zu guter Letzt noch ein Sahnestück für die Westcoast-Fraktion. GREG DOUGLAS, ehemaliger Van Morrison- und John Cippolina-Mitstreiter, hat mit so Cracks wie Norton Buffalo, Steve Douglas, Peter Rowan und Nick Gravenites DEN Klassiker „Maelstrom“ (Taxim TX 2007-2 TA) eingespielt.
Auf keinen Stil festgelegt, bestechen fast alle Songs durch filigranes Handwerk, ausgezeichnete Arrangements und echte Wärme.
Wem Camper Van Beethoven nicht schräg genug waren, dem seien die MONKS OF DOOM wärmstens ans Herz gelegt Mit „Costnodemonic Telegraph Company“ (I.R.S. 13214-29) legen die Monks, hinter denen sich fast die kompletten Camper Van Beethoven verbergen (mit Ausnahme von David „Cracker“ Lowery), ihr zugänglichstes Werk vor – wenn man Mr. Bungle und die Mothers als zugänglich bezeichnen kann.