Oasis – Heathen Chemistry: Das fünfte Album der Rabauken bringt lieb gewonnene Klischees :: EPIC/SONY MUSIC

Shed Seven. Arnold. Hurricane No. 1. Dodgy. Mansun. Sleeper. Elastica. Ultrasound. Gene. Looper. Scott 4. Gibt’s mehr oder weniger nicht mehr, wurden nichts, waren nichts. Obwohl niemand je behauptet hat, diese Bands seien richtig Scheiße. Während über Oasis immerzu gesagt wird, sie seien Scheiße. Deshalb sind sie unzerstörbar. Zwei Alben will Noel Gallagher (schon lange) noch machen. Dies ist das eine.

Ihr Behauptungswille hat sich natürlich gelohnt: In diesem Jahr sind Oasis wieder cool. „Familiar To Millions“ war nur noch peinlich, eine Geste von verlorener Grandezza, doch die Gallaghers hat es nicht beschädigt. Und das hat natürlich nichts damit zu tun, dass sie sich stets „neu erfinden“, wie es so blöd heißt. Noel Gallagher weiß ja gar nicht, wie das geschrieben wird (wie „shoulder“, vielleicht). Er lässt ein bisschen das Band-Logo ändern und die anderen Jungs ein paar Songs schreiben, freut sich über das psychedelische Cover und behauptet, es sei die beste Platte seit irgend einer anderen. Wie bei jeder anderen. Allmählich fugen sich die Schwanengesänge und Unkenrufe zu einer Art von Werk. Man kann Oasis nun sammeln wie die Smiths. Bloß dass man die alten Platten nie mehr hört. Wenn doch, hält man sich den Bauch vor Lachen oder singt laut mit (nicht „Fuckin‘ In The Bushes“). Wie bei Status Quo, nur cooler.

„Heathen Chemistry“ trägt schon im Titel diese umfassende, grandiose, leere Sinnlosigkeit, dieses lächerlich Bedeutungsschwangere und zugleich herrlich Egale, das schön aufs T-Shirt passt Die ganze Platte hätte auf einen Bierdeckel gepasst, so hätte man immerhin ein Bier drauf abstellen können. Die Songs konnte man schon aus allen Ecken des Netzes herunterladen, doch bei jedem dachte man, es sei bereits auf einer alten Oasis-Platte zu finden. Oasis spielen Oasis nach, die ihre Plattensammlung nachspielen. So sind die Stücke immer schon Echos von Liedern, die man sein Leben lang kennt. Andererseits kann man nicht fassen, dass etwas so Dämliches und Abgeschmacktes wie „The Hindu Times“ („I get up when Fm down“) heute wie ein Nachklang besserer Zeiten klingt – weil es, hoppsala, ein Nachklang besserer Zeiten ist.

Seltsam bei einer Zitaten-Band: Oasis haben überhaupt keinen Humor -jedenfalls nicht in der Musik. „Hung In A Bad Place“, „Stop Crying bur Heart Out“ und, mein Gott, „She Is Love“ sind stupide Rock-Klischees in Klischee-Songs, „Songbird“ und „Better Man“ gab es schon mal anderswo, und „(Probably) All In The Mind“ ist (wahrscheinlich) wieder das Ding mit den Klammern in Songtiteln.

In einem Satz: „Heathen Chemistry“ ist reiner Rock’n’Roll, ernst, dumpf, lärmend und ganz und gar großartig.

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