Ocean Colour Scene – A Hyperactive Workout For The Flying Squad
Eine liebenswerte, ältliche Tante schiebt man nicht ab – auch wenn sie einem seit geraumer Zeit dauernd dieselben Geschichten erzählt. Weshalb man Ocean Colour Scene aus diffuser alter Verbundenheit immer noch ganz gut leiden kann, auch wenn ihr musikalisches Wirken seit „Moseley Shoals“ Von 1996 mehr oder weniger im Abwärtstrudeln begriffen ist.
Auch das umständlich „A Hyperactive Workout For The Flying Squad“ betitelte siebte Studioalbum reißt den Vorhang nicht entzwei: Solide und geschmackssicher musizieren Simon Fowler und die Seinen immer noch, zu mäkeln gibt es da wenig – allerdings auch nicht wirklich viel, was einen in größere Aufregung versetzen könnte, aber das muß ja schließlich wirklich nicht immer sein. Der energieprotzige Pubrock-Anfang und der folgende schmissige 60s-Soulhopser „Free My Name“ sind wie der ulkige Titel jedenfalls nur ein Trick, denn der Rest des Albums ist eher schluffig gehalten, mitunter auch etwas folkig (inklusive Fiedel) und dümpelt dann mit den letzten Stücken angenehm aus. Zuweilen schlägt einem auch knallharter Kitsch entgegen – der Schmachtgesang auf „I Love You“ und, ärger noch, „Move Things Over“, ein Schieber geradewegs aus dem Schmalztopf mit feist perlendem Aloha-Appeal. George Harrisons „Wah Wah“ wird dagegen in einer recht hübschen, leicht gerafften Version nachgespielt, die von einer Stone Roses-Tribute-Band stammen könnte, auch mit dem Real People-Lied „Start Of The Day“ wird pfleglich umgegangen.
Für die Bürokratiefexe unter den Musikhörern sei noch vermerkt, daß Paul Weller im Dienste des „Hyperactive Workout“ nun auch mal seinem Freund Steve Cradock an der Gitarre aushilft wie sonst ja öfter vice versa. Was nun ja auch nur so mittel schockt.