Ocean Colour Scene – B-Sides, Seasides And Freerides

Der Titel ist belämmert, falsch jedoch nicht. Ocean Colour Scene nehmen uns mit auf große Fahrt an nostalgische Orte, wo es schön ist. Hier handelt alles vom Jung- und Unterwegssein – aber anders als bei den allzu geschätzten Kiffern Supergrass und deren manchmal hohl lärmendem ,,/n // For The Money“ sind Melancholie und Musikologie an Bord. Könnerschaft auch. Diese Sammlung ist in ihrer Kohärenz gelungener noch als „Moseley Shoab“, obwohl sie nicht den famosen „Riverboat Song“ enthält.

Dafür aber „The Day We Caught The Train“, das die Melodie für alle Ocean Colour Scene-Geschichten angibt: Es geht nach vorn – aber in der Vergangenheitsform. Die Beatles der Spätphase, die Small Faces, der reife Paul Weller – es ist und bleibt 1968, Retro schwelgt, bloß die muskulöse Live-Fassung von „Day Tripper“ bringt die Zeitläufte durcheinander. Ungewöhnlich sanft

sind diese ohne elektrischen Firlefanz aufgenommenen Lieder; sanft bis zur Simon 8C Garfunkel-Seligkeit, doch nicht zuckrig.

Ähnlich den Sentimentalisten Gene sind Ocean Colour Scene die Sänger vergangener britischer Würde und Größe, obwohl ihre Sujets jenseits solcher Thematik liegen. In ihrer Popmusik (unterfiittert mit Rhythm 8C Blues) tönt Wehmut, tönt Übermut, tönt Grandezza. Ein Programm der dummen Sorte „Britpop ist tot“, „Keinen Bock auf Britpop“ oder „Britpop lebt doch“ haben Ocean Colour Scene nicht. Es weiß ja auch jeder, daß Britpop ewig ist und neben den Toffees von „Quality Street“ das einzige, was die Amerikaner niemals nachmachen können.

Die Freundschaft mit Sir Weller ist fast schon alles, was die Beschäftigung mit diesen unspektakulären Musikern medial abwirft. Es mangelt der Band gewiß auch an Charisma, an Großmäuligkeit und Diskussionswiüen, sie veranstaltet keinen Wirbel und löst keinen aus. „Whatever happened to the beautiful losers?“ fragt sie statt dessen traurig. In der Nacht spielen wir Robin Hood. Und was sagt Charlie Brown? Endlose Jugend. Die ungefähr zweitschönste Britpop-Leistung dieses Jahres ist ein Nebenwerk über Nebensachen. Besides.

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