OCEAN COLOUR SCENE – MARCHIN‘ ALREADY, VELVET JONES – COLIN :: Geffen/Universal; Naked/Bellaphon

Diese Unglücklichen. Wieder kommen sie zum falschen Zeitpunkt, so katastrophal zu spät, daß „Marchin‘ Already“ kaum zur Marginalie taugt. Freundlicher sind Ocean Colour Scene sogar noch geworden, harmloser und muskelärmer, und aus den Sechzigern haben sie sich nicht ein Jota fortbewegt Gerade wurde mit der britischen Musikpresse Frieden geschlossen, da geben sie allen Grund zur Häme.

Denn gar nichts marschiert hier, und auch die Nostalgie ist fußlahm geworden. Die knuffigste und familienkompatibelste Band des Britpop tritt als Kuschelrock-Konsens-Verein auf. Als Musiker mehr als versiert, als Songschmiede medioker, gelingt Ocean Colour Scene allein der homogene Sound. Nestor Paul Weller, selbst unentschlossen und in der Krise, hätte protestieren müssen. „Better Day“? „Big Star“? „Get Blown Away“? „Half A Dream Away“? Gern doch, wenn es hier endlich mal voranginge. Aber Simon Fowler und Kollegen spielen bloß die Fashion-Freaks und Small Faces-Adepten, und dafür wollen sie geliebt werden. Der Geschmack ist gut, der Geist nicht willig.

Dagegen sind die ästhetisch weniger ausgebildeten Velvet Jones eine Wucht Diese Band spielt Hymnen mit Melodieseligkeit und einem Pathos, das sogar die Psalmodisten aus Manchester nicht wa- gen würden. „TU turn your water into wine“, knödelt Mike Appleby in „80 Foot Ego“, „all bow down and worship me.“

Velvet Jones machen Rock, in dem die Gitarren wirklich noch heulen und jaulen und die Orgel wirklich wimmert George Martin Jt, Sohn des Allerheiligsten aus der Abbey Road, hat das Stück produziert, als wollte er Papas „A Day In The Life“ übertreffen. Soviel geben Velvet Jones aber nicht her. Eine unfaßbar unbekümmerte, euphorische Platte ist „Colin“, außerhalb des Britpop, außerhalb von Raum und Zeit. Könnte von einer amerikanischen Slacker-Band stammen, wenn es die „Generation X“ noch gäbe: „I’m a slag, I’m a drop out, I’m a dirty little stop out.“ Oder einfach aus den Siebzigern. Rock, noch einmal unschuldig kitschig. Peter Frampton, komm‘ zurück!

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates