OK Go – Of The Blue Colour Of The Sky
OK Go gelang eines der größten One-Clip-Wonder des Web 2.0. Sie haben es sicher gesehen: vier Männer um die 30 in einer amüsant hüftsteifen Choreografie auf vier Fitness-Studio-Laufbändern. Abermillionen YouTube-Views, hohe Chartplatzierungen und einen Grammy brachte dieses Video, das nicht mehr gekostet haben dürfte als eine Handkamera.
Was die Band damals beim Videodreh gespart hat, steckte sie nun offenbar komplett in die Produktion des neuen Albums. „Of The Blue Colour Of The Sky“ ist so gar nicht DIY, sondern von Flaming Lips-Produzent Dave Fridmann groß-und mehrspurig in Szene gesetzt. Es scheint fast, als solle hier an die letzten großen Alternative-Rock-Produktionen der Neunziger angeknüpft werden, wo man wie bei Garbage jede Ecke so rund geschliffen hatte, das selbst noisige Gitarren runtergingen wie Öl. Dass die schönen Melodien in dieser satten Produktion etwas untergehen, ist ein unschöner Nebeneffekt. „This Shall Pass“ etwa steckt so tief im Sand eines kalifornischen Strands der Sechziger und der mehrstimmige Chorus entfaltet sich bald so strahlend, dass man selbst unter einer Sonnenbrille noch ergriffen blinzeln muss. Anderswo blitzt die leidenschaftliche Heiserkeit von Prince auf („Skycrapers“), in gitarrenlastigeren Momenten erinnern sie an Weezer.
Zuletzt beschwerte die Band sich in einem offenen Brief über ihre Plattenfirma, die das Einbetten von Videos in Blogs unterbindet, da sie nur auf Portalen wie YouTube mitverdient. Aber vielleicht sollten sich OK Go ohnehin nicht mehr zu viel Mühe mit ihren Videos geben. All die User, die „Here It Goes Again“ liebten, können langfristig doch nur durch noch mehr Gymnastik befriedigt werden. Und mal ehrlich, bis ins hohe Alter auf Laufbändern tanzen zu müssen, möchte man keinem wünschen.