Okkervil River

The Stage Names

Indie-Rock mtt Americana-Anstrich, originell und pointenreich

Ausgerechnet mit ihrem schwächsten Album, dem nach einem Tim Hardin-Song benannten „Black Sheep Boy“, schafften Okkervil River bei Kritik und Publikum in den USA den Durchbruch. Dabei leistete sich Will Sheff hier nach dem in seiner wackligen Langsamkeit an frühe Palace-Alben erinnernden „Don’t Fall in Love Wirfi Everyone You See“ und dem nahezu perfekten, an The Band erinnernden „Down The River Of Golden Dreams“ hier erstmals ein paar Schlampigketten im Songwriting und hielt seine expressive Stimme so sehr im Zaum, dass einige der Stücke nach gesichtslosem Emo klangen.

Dabei ist Sheff zurzeit einer der originellsten Texter im Indie-Amerika, und seine Band kann es in emphatischer Hochform durchaus mit den Bright Eyes und Arcade Fire aufnehmen. Und diesen gerade so gefragten Heilsarmee-Ton schlagen Okkervil River auch gleich zu Beginn von „The Stage Names“ in „Our Life Is Not A Movie Or Maybe“ an. Dem Pathos, das da schnell mitschwingt, nimmt Will Sheff mit Witz, Schärfe und Fabulierkunst einiges von seiner Feierlichkeit. „It’s just a life story, so there’s no climax“, singt er und spinnt doch zu gutem altem Indie-Rock mit Americana-Anstrich neun kleine pointenreiche Geschichten daraus. Vom Vater, der das Tagebuch seiner Tochter öffnet etwa, vom Mädchen im Hafen und vom Suizid des amerikanischen Dichters John Berryman, dem er am Ende „Sloop John B“ nachsingt. Besonders entzückend ist „Plus Ones“, in dem Sheff eine Geschichte der vom Pop nicht besungenen Dinge erzählt. Endlich gibt es ein Lied über den ioo. Luftballon, den, der niemals nine miles high flog, den achten chinesischen Bruder und die Gefängniszelle 45. „The 5ist way to leave your lover, admittedly, doesn’t seem to be as gentle or as clean as all the others, leaving it scars.“

Um bei der Zahlenmystik zu bleiben: Von den vier Auswahlmöglichkeiten beim Kauf eines Okkervil River-Albums, ist „The Stage Names“ die zweitbeste.