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EMI Johnny Depp war Edward mit den Scherenhänden, imitierte Charlie Chaplin, schmachtete als Don Juan, wandelte sich zu Ed Wood und ist demnächst im Thriller „Nick Of Time“ zu sehen. Einen Musiker hat er – anders als der alterslose Matt Dillon in der Seattle-Romanze „Singles“ – noch nicht gespielt. Den gibt Depp nun in der Band P. Natürlich wollte er immer in einer Rockband musizieren, so wie viele Schauspieler vor ihm, oder Models vom Laufsteg auf die Leinwand stolpern. An Credibility mangelt es Depp aber nicht Und ein Hotelzimmer hat Depp bereits als Schauspieler verwüstet.

Depp spielt die Rolle im P-Projekt unaufdringlich wie seine verwirrten, verlegenen Figuren im Film. Mit dem texanischen Songwriter Bill Carter wechselt er sich an Baß und Gitarre ab und kann daher kaum nachvollziehbar unangenehm patzen. Zudem zupft auch Flea mal den Baß. Am Schlagzeug trommelt Sal Jenco, Mitinhaber der Musik-Kaschemme Viper Room, auf deren Treppenabsatz sich River Phoenix mit einer Überdosis zu Tode fixte. Rock’n’Roll, Blues, Grunge! So sterben nur Musiker. Als letztes Bindeglied im Einklang von Authentizität und Alternativ-Rock fungiert der Butthole Surfers-Sänger Gibby Haynes. Die präventive Phrase „P is a band, not the liquid in a fruit“, mit der sich viele Musik-Vehikel legitimieren lassen, ist hier als Sarkasmus und Selbstironie zu verstehen.

P machen sich einen Spaß daraus, Standards zu zitieren und radikalisieren. Wobei das Radikale den Standard nicht sprengt. Die Typisierung „White Man Sings The Blues“ vertonen sie als kongenialen Blues-Rock. Daniel Johnstons „I Save Cigarette Butts“ übertragen sie in ein sehniges Stück Country-Rock. Mit „Die Anne“ und „Oklahoma“ weisen sie sich als tough guys aus. In der Single „Michael Stipe“ giftet Haynes gegen die politisch korrekte Gesinnung und Selbstinszenierung des R.E.M.-Vorstehers. ABBAs „Dancing Queen“ deutet Haynes lallend als Trinker-Rock mit melodramatischem Pathos um, und in ,Jon Glenn (Mega Mix)“ schwirren spirituelle Percussion und verzerrte Gitarren im Reggae-Rhythmus. Das alles ist cool und clever. Die Möglichkeiten einer Top-40-Band übersteigt es nicht. So haben die Musiker es Johnny Depp ermöglicht, einmal in einer richtigen Band spielen zu können.

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