Palace Music – Arise Therefore

Wohin will Will Oldham? Sein Gesichtsfeld sei vollkommen leer, sagt er, und auch seine Musik nähert sich der Auslöschung, dem Stillstand, der Entsagung. Oldham hat kein Zuhause, jetzt wohnt er vielleicht in Birmingham, Alabama, einem Kaff, das Randy Newman in einem Lied als Abgrund der Ereignislosigkeit beschrieb. Alle paar Monate bringt der Sonderling ein Album heraus; die Überraschung diesmal: Palace Music heißt noch immer Palace Music, obwohl die Mitspieler natürlich wieder andere sind.

Schon über das Debüt „There Is No-One What Will Take Care Of You“ schrieb Detlef Diederichsen, diese Musik sei gar nicht unterhaltsam. „Arise Therefore“ ist ungefähr so vergnüglich wie eine Bestattung und leistet dasselbe Maß an Besinnung: Wer Oldham hört, der blickt der Ewigkeit ins Auge. Refrains gibt es so wenig wie Wiederholungen, die Musik pocht linear in die Leere oder kreiselt wie eine Spieldosenmelodie in sich selbst. Oldhams Formalismus hat kein Vorbild; Musikwissenschaftler würden vermutlich bei Eric Satie, serieller Musik und Zen-Meditation suchen. Daran hätte Will Oldham seinen Spaß – wie am Verschicken von Postkarten, auf denen ein Sonnenuntergang über der Karibik zu sehen ist.

David Grubbs, früher bei den Experimentalisten Bastro, spielt Klavier und Orgel, Maya Tone streichelt Schlagzeug und Percussion, Bruder Ned Oldham greift in den Baß, und Will murmelt, jault und jammert emotionslos Geschichten, deren Abstraktion und Hermetik an die Gedichte Paul Celans gemahnt. Hier ist kein Durchkommen mehr, kein Angelpunkt, keine Botschaft. Ein Lied heißt „You Have Cum In Your Hair And Your Dick Is Hanging Out“, es könnte aber auch ganz anders heißen, und der Text gipfelt in der Ausweglosigeit: „She won’t come; I’ll be gone.“

Will Oldham will nirgendwo hin. Aber er läßt alles hinter sich.

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