PAPAS FRITAS – HELIOSELF :: RTD

Früher war alles kürzer. Filme. Pop-Songs. Das Leben. Und Pop-Platten auch. Ein durchschnittliches Beach Boys-Album hatte eine Laufzeit von etwa 25 Minuten. Beschwenden gab es allerdings keine. Denn erstens: Alles war kürzer (siehe oben). Und zweitens: Was die Gruppe in der Länge nicht brachte, schaffte sie in der Tiefe. Soll heißen: Jeder Song war ein kleines, hochkomplexes Meisterwerk. Exzellente Kompositionen wurden von ausgetüftelten Sound-Spielereien, überraschenden melodischen Schlenkern und kühnen Arrangement-Brüchen begleitet. Das schuf Spannungsbögen, die im Sekundentakt tickten. Ununterbrochen passierte etwas. Die Grundausrüstung für Klassiker.

In dieser Tradition stehen die Papas Fritas. Das zweite Album des jungen Power-Trios aus Boston ist 35 Minuten lang. Das reicht für zwölf Songs. Zwölf Melodien, die in Frische und Einfallsreichtum den großen Vorbildern Beatles, Beach Boys und Fleetwood Mac angemessen folgen. Zwölf Arrangements, die aus der Konstellation Baß-Gitarre-Schlagzeug-Stimme alles rausholen. Straffes Akkord-Gekloppe, verspielte Background-Chöre, elegante Instrumentalpassagen, subtile, gewagte und abrupte Stimmungswechsel, überraschende Sound-Happen. Zwölf feine Pop-Songs, die von der sanften Ballade über den angeknallten Novelty-Track bis zum stürmischen College-Hit klassische Qualitäten haben.

So fehlen nur noch Fans, wie es sie früher gab: Zuhörer im Wortsinn nämlich. Die ihre Platten jahrelang mit wachsender Begeisterung hören wollen. Echte Pop-Fans, die echte Pop-Platten lieben. Und kurze Pop-Plattenbesprechungen.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates