Patrick Wolf – Lycantropy
„Lycantropy“ steht in der Sagenwelt für die Fähigkeit, sich in einen Wolf verwandeln zu können, auch in der Psychiatrie kommt dieser Begriff wohl vor und scheint dort nicht unbedingt für sprudelnde Gesundheit zu stehen. Gibt man das Wort in eine Internet-Suchmaschine ein, landet man auf irgendwelchen Mittelalterfex- und Rollenspielerseiten. Aber nehmen wir dem Künstler diesen Albumtitel nicht übel, sein Nachname ist schließlich Wolf, und er ist erst 20 Jahre alt, da verzeiht man solche Spökenkiekereien.
Das Album beginnt mit Wolfsgeheul, dann wird’s tatsächlich sehr mittelalterlich, mit Röte und Akkordeon, schön gezupfter Gitarre und einer Intonation, die den Vergleich mit Morrissey zumindest nahe legt Im dritten Stück dann plötzlich Elektronik. Laptop-Folk, der verstört, aufbricht und verhindert, dass „Lycantropy“ zum Liederabend wird.
Als Songschreiber ist Wolf vielleicht ein ähnliches Talent wie der etwa gleichaltrige Conor Oberst, auch wenn hier nicht immer alles klappt Es ist aber weniger die unbestreitbare Qualität der Songs, die „Lycantropy“ so interessant machen, sondern die spannende Mischung aus Folklore (jawohl!), Modernismen und dunkler Poesie. Das klinge, wie wenn William Blake sich Zugang zu Dizzee Rascals Studio verschafft hätte, schrieb ein Kritiker. „A boy like me is told he is both nine and ninety/And a boy like me should shut those books/ Join the army/But a boy like me would never; Be seen fighting for peace. I want total chaos/ And a holiday home in the east“
Homo homini lupus.