Paul Verhoeven – Showgirls

Wir wissen nicht, was Joe Eszterhas nachts träumt Am läge jedenfalls denkt er an Eispickel und Messer und heißkalte Frauen. Die Schenkel-Schere ohne Schlüpfer in „Basic Instinct“ von Paul Verhoeven machte Sharon Stone zum Sex-Star und Eszterhas zum teuersten Drehbuchautor in Hollywood. Seine beste Story hieß „Music Box -Die ganze Wahrheit“, „Flashdance“ war sein erstes Hit-Script. Mit dem Voyeur-Virtuosen Verhoeven hat er nun die ganze Wahrheit hinter der Show-Szene von Las Vegas gefilmt. Vor allem die nackte Wahrheit.

„Showgirls“ erzählt von Mädchenträumen, Masturbations-Metaphern und Machtspielen wie aus Männermagazinen. Nomi (Elizabeth Berkley) ist blond, naiv und aus der Provinz und will Karriere als Tänzerin auf den pompösen Bühnen der Casinos machen. Zunächst arbeitet sie im Strip-Club Cheeta, und den Namen hat Eszterhas natürlich bildlich vorausgedacht: Wie ein Affenweibchen turnt sie an der Stange und wackelt mit ihrem Hintern. Eines Nachts erscheint Cristal (Gina Gershon), der Star der Show „Goddess“ im Stardust-Hotel, und zahlt 500 Dollar, damit Nomi im Separee ihren Manager und Geliebten Zack (Kyle MacLachlan) mit orgiastischer Optik zum Höhepunkt treibt. Cristal spreizt die Beine und sieht zu.

Wie Oliver Stones Medien-Massaker „Natural Born Killers“ sollen die Bilder illustrieren, was der Film zu kritisieren gedenkt – die Lust daran einkalkuliert. Debile Dekadenz und erniedrigendes Erotik-Aerobic, Beischlaf im Luxus-Pool und Vergewaltigung auf einer Koks-Party. Verhoeven beklagt die US-Zensur, die fürs Kino blockiert, was auf kleinen Kanälen viel deutlicher ausgestrahlt wird. „Showgirls“ ist kein Skandal, sondern Spekulation. Obwohl alles gezeigt wird, ist nichts zu sehen. Cristal lechzt geradezu nach Nomi, wie Katzen belauern, betanzen, befummeln sich die Konkurrentinnen, die langen Fingernägel sind Krallen und Kose-Instrument zugleich. Latentes Lesbentum als Peep-Show-Phantasie.

In Hollywoods Welt ohne Moral gibt es immer Läuterung und unlogische Unschuld: Beim Vortanzen weigert Nomi sich, mit Eiswürfeln ihre Brustwarzen zu versteifen. Vielleicht zeigt „Showgirls“ doch die Wahrheit: Die unbekannte Elizabeth Berkley wurde unter 1000 Bewerberinnen ausgewählt – Verhoeven war von ihren Brüsten begeistert.

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