Paul Weller – At The BBC
Man kann Paul Weller keine Materialverknappung vorwerfen. Gerade hatte er ein Doppel-Album vorgelegt, da bringt er zu Weihnachten ein Box-Set mit vier CDs heraus, ähnlich der „Hit Parade“ vor präzise zwei Jahren. Und Weller wäre nicht der Sophist und Solipsist, hätte er den Einflussbereich der BBC nicht mutwillig auf die Royal Albert Hall, den Finsbury Park, das Phoenix-Festival ausgeweitet. Freilich hatte das Radio jene Konzerte immerhin mitgeschnitten.
Der alte Fuchs umgeht damit die Studio-Situation in BBC-Räumlichkeiten und kann auch die frühesten Solo-Auftritte (Januar 1991) mit Style Council-Songs und Stücken vom noch nicht veröffentlichten Solo-Debüt einbeziehen. Es ist ein stupender Zugriff auf mehr als 60 Songs, wenige in mehreren Versionen, mit vorzüglichen Fassungen von „Science“, „Wishing On A Star“, „Thinking Of You“, „Foot Of The Mountain“, „Headstart For Happiness“. Die beseelt geschrammelten Cover-Versionen rehabilitieren sogar „Studio 105“, das sich immer mehr als ein Log- und Navigationsbuch des Abenteurers erweist. Nur wenige ekstatische Momente – „Sunflower“, „Bull Rush/Magic Bus“, „Uh Huh Oh Yeh“ — kennt man aus der „Live Wood“-Phase.
Und es gelingt Weller das angsichts seines Werks nicht geringe Kunststück, jedes Album in den Reigen einzubinden, zuzüglich Fingerübungen wie „Corinna, Corinna“. Für ein „Pretty Flamingo“ tauschen wir allerdings gern zwei „I Walk On Gilded Splinters“ – irgendwann muss Weller diese Dr. John-Apotheose geschworen haben. Wahrscheinlich gegenüber Dr. John. Aber „Foot Of The Mountain“, „I Didn’t Mean To Hurt You“, „Amongst Butterflies“, „Kosmos“. „Paper Smile“, jedes Stück umformuliert und oft genug verfeinert – das Repertoire dieses Mannes ist so reich und ingeniös wie sein musikalisches Vermögen.