30 Jahre

„Wild Wood“ von Paul Weller: Naturschönes Meisterwerk

„Wild Wood“ ist eine Platte zwischen dem Ende einer Liebe und der ekstatischen Erkenntnis, dass es weiterhin Liebe geben wird.

Nachgeborene würde es erstaunen, wenn es ihnen nicht egal wäre: Schon 1993 galt Paul Weller als Vertreter des „Dad Rock“, und das war noch vor Oasis.

Nicht einmal das wunderbare Solo-Debüt im Jahr zuvor hatte die britische Presse nach der Spätzeit des Style Council milde stimmen können. Dafür reagierte sie auf „Wild Wood“ mit dem üblichen Ausrufen einer knorrigen Comeback-Platte; der „NME“ titulierte den damals 35-jährigen Songschreiber als „midlife rambler“ und rückte ihn in die Nähe von Neil Young; die Rezensionen waren respektvoll, die Platte erreichte Platz zwei der englischen Charts.

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„Everything seemed exciting, fresh and new. It was almost like starting over“, erinnert sich Weller im Booklet der wahrhaft luxuriös bepackten „Deluxe Edition“ mit reichlich Bonusmaterial, die vor einigen Jahren erschien. Der Mann, der „In The City“ und „Down In The Tube Station At Midnight“ verfasst hatte, fand, wenn nicht die Natur selbst, so immerhin ewig gültige Metaphern in der Landschafts- und Elemente-Lyrik: „Sunflower“ eröffnet das Album mit einem Paukenschlag und der Romantik eines Heiratsantrags.

„Wild Wood“ ist eine Platte zwischen dem Ende einer Liebe und der ekstatischen Erkenntnis, dass es weiterhin Liebe geben wird, ein Dokument der Selbstvergewisserung und Gesundung. Neben dem treuen Trommler Steve White und dem Bassisten Marco Nelson kamen bei den ebenso kraftvollen wie gefühligen Stücken nur einige Bläser zum Einsatz, Folk und Psychedelia erinnern an die große Zeit von Traffic und Steve Marriott.

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Weller gibt den Biber der Träume, imaginiert die „5th Season“, gerät in Zuckungen bei „Can You Heal Us (Holy Man)“ und fragt sich selbst: „Has My Fire Really Gone Out?“

Eine rein rhetorische Frage natürlich, denn dieser Reigen, dessen Stücke durch kleine Instrumentals verbunden sind, beglaubigt Wellers geradezu religiöse Inspiration.

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