Paul Weller – Heliocentric :: Urlaub nach den „Dadrock Years“: Weller erinnert sich an alte Stärken

Es gab eine Zeit, da nannte man den Weller-Paul einen Gott Oder einfach nur „Gott“. In jüngerer Vergangenheit nannte man ihn eigentlich nur noch einen „sad fuck“. Randvoll und mit nacktem Oberkörper sei er, berichtete Noel Gallagher angeekelt, um fünf Uhr morgens in seinem eigenen Vorgarten herumgesprungen, „Wella! Welk! Wella!“ brüllend. Aus seiner abgrundtiefen Abneigung gegen Jever Fun“ macht er auch kein Hehl mehr: „There Is No Drinking, After You’re Dead“ heißt es auf der neuen Platte, und er dichtet uns Zeilen wie „Come taste the wine/ Come lose yourself.“ Einer, Paul, ja einer geht noch rein.

Aber wie auch immer seine Minibar gefüllt sein mag „Heliocentric“ ist Pauls beste Tat seit „Wildwood“ und definitiv die Wiederkehr besserer Tage. Natürlich sind keine musikalischen Umwälzungen vonstatten gegangen wo Weller ist, da sind auch seine Assistenten Brendan Lynch, Steve Cradock und Steve White. Und natürlich hat man immer noch einiges zu schlucken und zu ertragen: Schweinegitarrensoli, Schlagzeuggewummere (Steve in der Rolle seines Bruders Alan), Oasis-Soundeffekte, Doors-Schläfrigkeit Die Texte? Oft nur noch Bruchstücke früherer Heldentaten. „And places Strange – start to change“ – das ist Komplexität aus dem Hause Gallagher. Aber die Sonne, sie ist da – so wie es der Albumtitel verheißt „Heliocentric“ wärmt und trocknet nach dem „Heary Soul“-Regenguss, versöhnt, bittet in die Dadrock-Sommerfrische. „He’s The Keeper“, die Eröffnung (Paul „Caesar“ Weller über sich), wirkt noch wie der Nachhall von JHeavy Soul“. Doch dann schafft der Modfather wieder Atmosphäre – wie in „Dust And Rocks“, einem Song, der einen umwattet und entspannen lässt wie der erste Urlaubstag nach den „Dadrock Years“.

Viel haben die Streicher zum Sonnenschein beigetragen (hier die Parallele zu Neil Young!), die Robert Kirby arrangiert hat, bekannt für Nick Drakes „Five Years Left“. Bei Crosby, Stills, Nash & Young hält er sich nur kurz auf, lediglich bei „Deja Vu“, ansonsten spürt der Keeper lieber seine eigenen Spuren im Sand auf. Lange nicht mehr hat er so nach The Jam geklungen wie bei „There Is No Drinking, After You’re Dead“, lange nicht mehr so nach Style Council wie bei „Love Less“.

Liebe Freunde der Sonne: Der Millenniums-Weiler ist Mensch. Kein Sonnengott, kein Revolutionsführer – einfach nur Mensch. Einet; dem im Zweifelsfall die Familie wichtiger ist als die politische Ideologie (hier die Parallele zu Billy Bragg!). Ein Mensch, der im Dunkeln Angst hat wie jeder andere. Der Fehler macht wie jeder andere. Der gute Songs macht, aber auch schlechtere. Und der geliebt werden möchte wie jeder andere. Kann er diesmal haben, das Geliebtwerden.

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