Paul Weller :: Wake Up The Nation

Ausgeträumt: So aufgeweckt klang der Modfather lange nicht

„Get your face off of Facebook and turn off your phone“, singt dieser zornige, nicht mehr ganz junge Mann, der sich in seiner rage against the machine von einem aufgebrachten, wertkonservativen Shuffle begleitet lässt, Der Titelsong von „Wake Up The Nation“ ist ein Protestsong, der sich als Pubrock zum Mitschunkeln tarnt.

Obwohl der Titel nahelegt, dass diese Platte als aufgeweckte Fortsetzung von Wellers letztem Album „22 Dreams“ zu verstehen ist, handelt es sich eigentlich eher um einen Gegenentwurf zum Klassiker „Wild Wood“ aus dem Jahr 1993. Alles Akustische, Folkloristische hat sich Weller diesmal (weitgehend) verboten, „Wake Up The Nation“ will ein urban-elektrisches Rockalbum sein. Eine hektische Platte, die nie wirklich zur Ruhe kommt, sich immer in einem Zustand der Aufgeregtheit, der erhöhten Alarmbereitschaft befindet. Da ist das hämmernde Klavier, mit dem „Moonshine“ das Album eröffnet. Da ist der nervös-angespannte Beat von „Fast Car/Slow Trafic“, der das Großstadtgewusel imitiert und bei dem Wellers alter Jam-Kollege Bruce Foxton wie auch auf „She Speaks“ den Bass bedient. Da ist das psychedelische „Andromeda“, der angespannte Walzer „In Amsterdam“, die Glamrock-Hymne „Find The Torch/ Burn The Plans“. Da ist der funky Curtis-Mayfield-Groove von „Aim High“. Und da ist das vielstimmige „Trees“, das in vier Minuten fünf musikalische Episoden aufeinanderkrachen lässt.

Zeit für die Atempausen wie bei der Soulballade „No Tears To Cry“ – in der Weller zwischen Klavierkaskaden und Streichertremolos klingt, als hätte sich Willy DeVille in eine Walker-Brothers-Nummer verirrt – sind selten. Schließlich hat er ja auch noch das durchgedrehte „7 + 3 (Is The Striker’s Name)“ oder den Discoausflug „Up The Dosage“ im Angebot.

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