Pearl Jam :: Vs.

Pearl Jam lehrten uns, dass nicht das dritte, sondern bereits das zweite Album "das schwierige" sein kann. Dennoch überzeugten sie mit "Vs.".

Normalerweise fühlen sich Bands, die gleich mit dem Debüt zu den neuen Helden des Rock ausgerufen werden, erst mit Album Nummer drei veranlasst, etwas Neues auszuprobieren – schließlich will man mit dem zweiten Werk erst einmal den Erfolg wiederholen. Doch bei Pearl Jam wurde das Prinzip schwieriges drittes Album gleich beim zweiten angewandt: „Vs.“, der Nachfolger von „Ten“ (1991) war knapper, brutaler, brüchiger – und Sänger Eddie Vedder nahm jenen Pathos aus seiner Stimme heraus, die Rezensenten veranlasste, ihn wegen voran gegangener Songs wie „Black“ oder „Alive“ noch zur „Stimme der Grunge-Generation“ auszurufen.

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Vedder wollte das, so wie sein Nirvana-Kollege Kurt Cobain, auf keinen Fall sein: Stimme einer Generation. Vedder, ein leidenschaftlicher Surfer aus schwierigem Elternhaus, wurde vom „Ten“-Erfolg überrollt. Dass nun auch „Vs.“ eine Leidensplatte geworden ist, überraschte nicht; dass die Band aber erst mit „Backspacer“, 16 Jahre später, ein Album mit positivem Grundton veröffentlichen würde, hätte auch keiner gedacht.

Pearl Jam gegen alle

Die fünf Mitglieder wollten damals Kontrolle über ihre Karriere: über Songauswahl und Singles, Promo-Auftritte; Vedder würde sich in den Jahren ab „Vs.“  gar in einen Kleinkrieg mit dem US-Konzertmonopolisten Ticketmaster begeben, um Kartenpreise selbst bestimmen zu können. Und von Musikvideos hatte der Sänger auch die Nase voll. Der „Jeremy“-Clip von „Ten“ erhielt MTV-Awards, das Lob dieser Zielgruppe schien Vedder doch schwer traumatisiert zu haben.

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Und so erschien „Vs.“, das gar keinen offiziellen Albumtitel erhielt und von manchen auch nach dem darauf befindlichen Song „Animal“ dann „Five Against One“ genannt wurde, mit dem Foto eines gequälten Schafs auf dem Cover. Die Ein-Wort-Songtitel behielten Pearl Jam fast durchgehend bei, und viele der Stücke, „Go“, Animal“ oder „Blood“, sind so präzise und flink wie Peitschenhiebe, und einige Lieder wurden von der Band im Studio live eingespielt.

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Vieles war auch musikalisch neu: „Animal“ bedrückt durch Vedders herausgebellte Abscheu vor Nähe und dem geradezu funkigen Zusammenspiel von Bass, Gitarre und Schlagzeug. „Go“, immerhin die erste Single seit den pathetischen Stücken von „Ten“, bezeichnete die totale Verweigerung. Es war ihr härtester Song, eine Absage an … ja, vielleicht allen Menschen, die nicht zum engsten Kreis der Gruppe gehören.

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Unglaublich, dass diese Vorab-Single eines der erfolgreichsten Alben der Neunziger anführte. Aber auch die ruhigeren Stücke wie „Daughter“ oder „Indifference“ sind nur an der Oberfläche friedfertig. „Daughter“ widmet sich einem bis heute beachteten Band-Thema, dem Kindesmissbrauch; „Indifference“ handelt vom Aufgeben, nachdem alle existentialistischen Fragen gestellt wurden: „I will light the match this mornin‘ / So I won’t be alone“.

Kurz nach Erscheinen ging das Album in den USA auf die Nummer eins.  Innerhalb von zehn Tagen verkaufte die Band 1.300.000 verkaufte Einheiten, damals ein Rekord.

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Sie können es sich denken, mit dem darauf folgenden Album „Vitalogy“ würde es sich die Band mit voller Absicht noch schwieriger machen – Songlängen, Arrangement, Improvisationen …

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