People :: Skurriler Metapop: Camper Van Beethoven sind jetzt Kanadier

Irgendwie war dieser Typ immer gerade da, wo wir nicht waren. Nachdem Mathias Kom zuletzt wie bekloppt durch Europa getourt ist, hat der Kanadier auf dem nun schon sechsten mit schrulligen Indiefolkfantasien

gefüllten Album viel zu erzählen: „People“ ist ein musikalischer Sammelband mit neun Geschichten, die – so viel Konzept muss sein – alle einen bestimmten Menschenschlag porträtieren. Kom singt über „Realists“,“Sentimentalists“,“Barbarians“ oder „Holidaymakers“.

Es ist schier unmöglich, sich bei Nummern wie „Amateur Rappers“ nicht an Camper Van Beethoven erinnert zu fühlen. Koms Stimme ähnelt der David Lowerys; er gönnt dem Stück einen herrlichen orientalischen Mittelteil und singt Verse wie „My body is mortal but my rhymes are unkillable/Look at me slice through this song with all its diphthongs and syllables.“ Diese Sorte Metapop gibt es auf „People“ reichlich. Ob in „Grown-Ups“ einer früheren Beziehung nachgetrauert wird („We used to sing to nostalgic summer songs with nostalgic chord progessions like this one“), ob Kom im Ukulele-Reggae „Realists“ über den Touralltag lamentiert („I am what I am, you are what you are/A show is a show a bar is a bar/It can’t all be caviar and champagne fizz/Sometimes it just is what it is“) oder ob in „Wallflowers“ Lionel Richie vorbeischaut und „Hello“ sagt.

„People“ ist ein kluges, manchmal etwas zu wortlastiges Indiefolk-Al-

bum, auf dem es auch Platz für krude epische Stories über einen alleinerziehenden Wikinger („Barbarians“) oder den Aufstieg und Fall der üblichen Verdächtigen („Industrialists“) gibt, das vor allem aber sarkastisch, lakonisch, detailversessen Alltagsbeobachtungen und Reiseerzählungen vertont. „I love the sound of a train going slow“, behauptet Kom in „Holidaymakers“, und in „Travel Writers“ (bei dem er wie Bill Callahan klingt) berichtet er davon, was es heißt, die Leere zu füllen, die zwischen Fortgehen und Zurückkommen entsteht. (BB*Island) GUNTHER REINHARDT

Sigur Rós

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