Pere Ubu – Pennsylvania

Rock. Naja, so eine Art Rock. Pere Ubu-Musik eben. Aber nicht New Wave. Damit hatte die Gruppe aus Cleveland sowieso nie viel zu tun. Als vor 20 Jahren das Debüt-Album „The Modern Dance“ erschien, war New Wave eben nur ein Name, den ein ungewöhnlicher

Sound verpaßt bekam. David Thomas und seine Mannen waren jedoch tatsächlich von der klassischen Rockmusik geprägt, die Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre in einer Unzahl von Ideen und Möglichkeiten explodierte und dabei den Eindruck erweckte, hier würde sich eine neue Kunstrichtung entwickeln.

Pete Ubu trat Mitte der 70er Jahre an, um diese Evolution voranzutreiben, kamen aber zu spät: Der U-Comix-Witz über den „40jährigen Hippie“ wurde zur traurigen Realität des Rockstars im Pensionsalter, neben dem für eine Musik jenseits von Klischees wenig Platz ist Pere Ubu franste in der Folge vom Rand zum Kern aus, bis von der Ur-Besetzung nur noch Sänger David Thomas übrigblieb, der selber sagt, er könne nicht anders, aber natürlich meint: Er will nicht. Unbeugsamkeit gegenüber widrigen Umständen ist schließlich auch eine Rock-’n’Roll-Stärke.

Nach dem beeindruckend intensiven, möglicherweise aber schwer zugänglichen Solo-Album JErewhon“ kehrt David Thomas mit „Pennsylvania“ nun zum „Rock“ in seiner Grundform zurück. Die Gitarren schleifen gerade und ungebrochen über stetig baggernden Rhythmen dahin, während Thomas seine Texte mehr rezitiert als singt, das aber wie immer so facettenreich, als würde er bei der Royal Shakespeare Company für die Hauptrolle in „Hamlet“ vorsprechen. Das rollt ganz prächtig vor sich hin, ist kraftvoll und wuchtig und erinnert in seinen besten Momenten an ein Album von Neil Young und Pearl Jam, aber diesmal ohne Stumpfsinn total und mit einem Besuch von Ry Cooder. Dafür fehlt aber leider so etwas wie Melodie, was die Songs dann doch etwas trocken macht, Gerüstbauer-Rock sozusagen, also Musik für Leute, die sich daran gewöhnt haben, daß doch alles nur Fassade ist.

Vermutlich ist das Problem schlicht immanent. Rock ist eben nicht nur tot, sondern rattensatt verrottet, so daß selbst ambitionierte Wiederbelebungsversuche zum Scheitern verurteilt sind. David Thomas‘ Abkehr von seinem seit Jahren – wenn auch oft holprig und verschlungen – verfolgten Pfad in die Hochkultur für eine kleine Tour auf der alten Route 66 bestätigt nur den alten Verdacht: Die Strecke ist zwar immer noch befahrbar – aber sie führt heute nirgendwo mehr hin. 3,0

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