Pere Ubu – St. Arkansas: Etwas anstrengende Geschichten vom Pop-Kenner David Thomas :: GLITTERHOUSE
GUTTERHOUSE Etwas anstrengende Geschichten vom Pop-Kenner David Thomas Pere Ubu und kein Ende: David Thomas, obschon engagiert in gleich einer Reihe von Nebenprojekten, findet selbst nach bald drei Dekaden immer wieder zu seinem ersten künstkrischen Vehikel zurück. Das unter anhaltendem Beifall von Kritikern und Dauerfans, die sonst weit und breit niemanden sehen können, der so inspiriert Hochkulturelles mit Popularmusik zu verschmelzen vermag – obwohl die Avantgarde des David Thomas freilich als vorn anzeigt, was längst hinten ist, ist das Werk des klugen Pop-Kenners noch immer von einer Integrität gekennzeichnet, die ihrem Erzeuger die Glaubwürdigkeit erhält Auch auf“&. Arkansas“. Anstelle des fragmentarischen Wildwuchses des letzten Albums, „Pennsylvania“, mühen sich Pere Ubu diesmal um einigermaßen klar konturierte, recht düstere Songs, revitalisieren die alte Garage-Punk-Euphorie („Phone Home Jonah“) und verbiegen krude Rockismen zur Installationskunst („Michele“). Die Trommeln trommeln direkt aus dem Proberaum, die Gitarren quäken schön unschön, und Thomas balanciert mit nasalem Organ die Unmittelbarkeit gefälliger Popstrukturen mit der distanzierten Stilisierung des hehren Kunstkönners. Doch nicht alles hier ist so gegenständlich. Geräuschcollagen wie das fragmentarische „Hell“ oder das mit fiesen Synths instrumentierte, JJsbon“ sind in erster Linie Unterstützung für Thomas‘ kraftvolle Lyrik, deren Abstraktion einst half, die Grenzen der populären Musik ein Stück zu weiten. Auf“&. Arkansas“ nutzt Thomas diese Lyrik einmal mehr, um das Ungemach des Lebens auf kleine Szenen mit hohem emotionalen Gehalt zu reduzieren. Immer fährt irgendein tragischer Held über amerikanische Highways, die allesamt nirgendwo hinfuhren und bloß zur Flucht benutzt werden – eine Flucht, die kein Entrinnen bringt „My friends don’t understand me and my wife begins to fear that I’ve lost die will to live“, singt Thomas in“Dark“, demmonoton trottenden Finale, „and I drive into the wilderness and I drive to fill a sense of purpose and I drive to find a petfect world.“ Man weiß es schon: Er wird sie nicht finden. Jörn Schlüter