Perfume Genius :: Too Bright

Zwischen Emphase und exquisiter Traurigkeit: Der Elektro-Pop des Songschreibers aus Seattle klingt jetzt opulenter

Mike Hadreas gibt sich schon im Künstlernamen ätherisch-genialisch. Auch die Songs seines dritten Albums „Too Bright“ scheinen wie Düfte durch den Raum zu schweben. Dazu tragen sie Titel wie „I Decline“, „No Good“, „My Body“ oder „Don’t Let Them In“ – und klingen auch so. Als würden Ängste und Selbstbeobachtungen im Leben des Songschreibers aus Seattle eine große Rolle spielen. Das scheue Künstler-Porträt auf dem Cover mit der dezent verruchten Pose unterstreicht diese Einschätzung.

Im Vergleich zu den beiden Vorgängern, auf denen das Klavier als Begleitinstrument im Vordergrund stand, geht es auf „Too Bright“ etwas opulenter und elektronischer zu. Adrian Utley von Portishead hat bei der Produktion geholfen, was sich auch in einer größeren Klang-Transparenz manifestiert. Ebenfalls bei einigen Songs als Gast dabei ist John Parish, musikalischer Tausendsassa und ewiger PJ-Harvey-Partner. Zwei Musiker also, die eher zuhören und sich einfühlen, als eine Richtung vorzugeben. Anders hätten einige Songs wohl nicht entstehen können. „I’m A Mother“ hat die Intimität einer Therapiesitzung, „Fool“ klingt wie ein bleicher Blues; wie die Geschichte eines exaltierten Paradiesvogels. Kein Ton ist hier zu viel – und trotzdem entsteht im eigenen Kopf das präzise Bild einer grotesken Situation.

„No Good“ ist von einer exquisiten Traurigkeit: „There’s no gentle way, there’s no safe place/ For the heart to hang when the body is no good.“ Jemand fühlt sich hilflos, ausgeliefert, unglücklich, vielleicht sogar schuldig. Die kurzen Sätze, die wenigen Worte des Texts deuten nur an. Dazu ein paar verlorene Töne auf dem Piano, leise Streicher im Hintergrund und natürlich diese sehr weiche Stimme, die an Antony Hegarty erinnert. „My Body“ trägt das Thema weiter, verlagert den Fokus allerdings stärker auf den Körper – was die lauernde Spannung des Beats unterstreicht. „I wear my body like a rotted peach/ You can have it if you handle the stink“: Dazu dröhnt und röhrt die Musik voller Selbsthass, und die Stimme klingt wie in einer engen Box gefangen.

Diese meisterlichen Lieder sind weder zum Gutfühlen geeignet noch zum Romantisch-in-die-Dunkelheit-Starren. Doch sie berühren und bereichern auf sehr emphatische Weise.

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