Pharao Sanders – Message From Home

Das Comeback hat sich angekündigt. Schon 1995 konnte man New York im Pharoah Sanders-Rausch erleben. Fünf Nächte in der Knitting Factory spielte der Mann, der das Saxophon bläst, wie es sich dessen Erfinder nicht in ihren wildesten Träumen ausgemalt hat.

Und wenn er letztes Jahr für Gastauftritte bei Konzerten jüngerer Musiker den Bandstand betrat, wurde ihm ehrerbietig platzgemacht. Kaum verwunderlich. Mit seinem weißen Bart und den andächtigen Bewegungen sieht Pharoah Sanders so aus, wie sich Kinder Gott vorstellen.

Das Comeback hat sich angekündigt, wie gesagt. Doch die Erwartungen waren nicht allzu hoch. Schließlich war Pharoah Sanders schon auf Jah Wobbles Album „Heaven & Earth“ vor einigen Monaten musikalisch in Erscheinung getreten, und die seichten Warteschleifen-Melodien im Weltmusik-Gewand langweilen. Um so erfreulicher, daß er mit dem gleichen Produzenten, nämlich Bill Laswell, jetzt ein extrem zeitgemäßes Werk vorlegt. Studio-Workaholic Laswell tüftelte für „Message From Home“ einen Sound aus, in dem die resonanzreiche Akustik alter Impulse!-Aufnahmen mit modernen Dancefloor-Techniken in Einklang gebracht wird. Eine gewiß nicht neue, aber noch immer gewagte Methode – an der weniger begabte Musiker gewöhnlich scheitern. Natürlich: Pharoah Sanders scheitert nicht.

Das Eröffnungsstück „Our Roots (Began In Africa)“ wird von Dubartigen Vibrationen nach vorn gefedert, ein voluminöser Chor aus fast allen beteiligten Musikern skandiert die Titelzeile. Die Komposition ist Programm und Zentrum des Albums. Im Anschluß benutzt Sanders, der seit Ende der 60er Jahre für einen gleichsam befriedeten Free Jazz steht, das ruhig beginnende „Nozipho“, um sein Saxophon noch einmal dissonant zu blasen. Wie in dem meditativen „Ocean Song“ besticht die Perfektion der Aufnahmen: die instrumentale Dichte ist extrem, doch Sterilität stellt sich nicht ein.

Am Ende des schönen Albums bewegt sich Sanders mit seinem zehnköpfigen Ensemble in Ethno-Gefilde. „Kumba“ wird von fernöstlichen Gesängen getragen, und „Country Mile“, für das der 55jährige endlich noch einmal seine Lungen auf voller Kraft arbeiten läßt, verbreitet westafrikanische Vibes. Pharoah Sanders geht mit der Weltmusik nicht so radikal, nicht so explizit politisch um wie Ornette Coleman auf seinem letzten Werk, der Abstand zu den Kollegen, die sonst noch auf diesem Terrain arbeiten, ist trotzdem enorm.

Pharoah Sanders ist zurück. Hoffentlich bleibt er diesmal noch ein bißchen.

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