Probezeit – von Chris Menges

Wenn Chris Menges zur Kamera griff, dann war Krieg. Er lichtete „The Killing Fields“ und „Mission“ ab und erhielt zwei Oscars dafür. Er filmte für die britischen Regisseure Ken Loach, Neil Jordan und Stephen Frears. Menges selbst drehte das Apartheid-Drama „Zwei Welten“. Selten ging es dabei um den physischen Kampf. Menges Bilder zeigten den Krieg in den Köpfen.

Im Kopf von James (Chris Cleary Miles) überlagern sich die Bilder der Kindheit. Die letzten Tage mit seinem kriminellen Vater, ihr Versteckspiel im Wald und der martialische Treueschwur in der Art von Guerilla-Kämpfern sind ihm zum Trauma geworden. Der Vater kam ins Gefängnis, der Sohn ins Waisenhaus. In der Seele aber ist der Junge seinem Vater weiterhin mit glorifizierender Loyalität verbunden. Gegen Erwachsene rebelliert James mit Schlägen, Zerstörungswut und Verweigerung. Nun will ausgerechnet Graham Holt (William Hurt), ein linkischer Krämer und Provinz-Posder, den Elfjährigen adoptieren, um so seine Existenz zu begründen. Seine Eltern, die ihn stets als Söhnchen behandelten und mit ihm unzufrieden waren, sind ihm fremd geblieben. Sogar als Graham den todkranken Vater pflegt, erhält er weder Respekt, noch Zugang oder ZuneigungDie melodramatische Geschichte von „Probezeit“ ähnelt trivialen TV-Tränendrückern. Der Film jedoch entgeht dank der Darsteller und der authentischen Kleinbürger-Kulisse dem Rührstück. Hier duellieren sich zwei gefühlsgestörte Gefangene, die sehnsüchtig und schmerzlich um emotionale Freiheit ringen. Wie James und Graham sich unsicher annähern und doch zur Distanz verdammt bleiben – das spielt vor allem William Hurt mit Bitterkeit und Skurrilität Chris Menges gestattet kein Happy-End- nur die Hoffnung darauf.

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