Pulled Apart By Horses

Tough Love

Transgressive

Vier-Akkorde-Metal: So könnten Nirvana heute klingen.

Weitergeskippt hat sicher keiner, wenn bei Nirvanas „Nevermind“ der böse Song „Territorial Pissings“ kam. Aber man war doch heilfroh, dass die zweieinhalbminütige Brüllschrott-Attacke auf der Platte die Ausnahme war. Allerdings: Wäre Kurt Cobain noch am Leben, würden Nirvana heute sicher nicht wie die Foo Fighters klingen – sondern wie diese vier Halbirren aus Leeds, die nicht mal besonders viele Haare und Tattoos haben, aber Punk und Heavy Metal, Hard- und Indie-Rock, Blutdurst, Stagediving-Wahn und den Glauben an Erlösung durch Gitarren so phänomenal in Einklang bringen, dass es keine Verständnisprobleme mehr geben dürfte.

Pulled Apart By Horses gibt es seit 2008, das Pferd im Namen kommt von dem Pub, in dem sie gesoffen und geprobt haben. Und natürlich stellt man sie sich erst mal als geistlose Rabauken vor, die sich auf der Bühne gegenseitig ins Krankenhaus slamdancen und auf diesem zweiten Album wieder bocken, peitschen, wie Hexen schreien und ihren Vier-Akkorde-Metal ganz ironiefrei in den Boden wuchten. Dass sie trotzdem so weit herausstechen aus dem Fanzine-füllenden Wust an ähnlichen Bands, könnte daran liegen: dass es bei ihnen keinen Song ohne ein echtes, wahres Riff gibt, dass Dario-Argento-Filme sie inspirieren. Dass man, wenn man sie hat, auch keine AC/DC und Josh-Homme-Projekte mehr braucht, dass man bei „Some Mothers“ sogar die Beatles herauszuhören glaubt, und dass „Bromance Ain’t Dead“ eine allerliebste Dreier-Gesangsharmonie enthält, die man halt vor lauter Geräusch kaum hört.

Die Platte hat weniger offensichtliche Hits als die erste, aber über die ganze Strecke ist sie noch besser und überzeugender. Und wenn es auch nur der reine, hochpulsige Spaß sein sollte, den man mitnimmt: Es kommt selten vor, dass man eine Band der pubertär eisenfressenden Sorte so uneingeschränkt empfehlen kann. (Transgressive/Cooperative)