Quicksilver Messenger Service – Happy Trails :: Schon damals an phänomenaler Erfolg: die Band atts der Bay Area
Nichts gegen Glenn „Ross“ Campbell und seine mit Juicy Luicy eingespielte Hit-Version von Bo Diddleys „Who Do You Love“: Das ist immer noch eine aberwitzige und mit halsbrecherischem Tempo gespielte Tour de force, die der Steel-Gitarnst aus der berühmten – im Original gerade mal zweieinhalb Minuten langen – Horror-Story machte. Aber noch faszinierender war die ein Jahr zuvor veröffentlichte Live-Aufnahme, die – als 25-Minuten-Marathon – die erste Seite des zweiten Quicksilver Messenger Service-Albums füllte. John Cipollina hatte den Song zum Acid-Rock-Trip umfunktioniert. Und genau das war auch die QMS-Coverversion von Bo Diddleys „Mona“, bei der auch Gitarrist Gary Duncan in der Form seines Lebens spielte.
Für eine Band, die zuvor jahrelang fast nur in der Bay Area aufgetreten war (und das überwiegend gratis in Parks, im „Avalon“ und im „Gillmore West“), wurde „Happy Trails“ ein phänomenaler Erfolg. Greil Marcus schrieb damals mehr eine Hymne denn eine Kritik im ROLLLNG STONE, die auch dazu beitrug, dass diese geniale Mischung aus Studio- und Live-Aufnahmen bis auf Platz 27 der LP-Hitparade kam. Das jetzt von Repertoire in der Originalfassung, aber in unendlich besserer Überspielung vorgelegte Remaster klingt Welten besser als alle vorher von Capitol (in den USA und Japan) oder BGO (in England) Vorjahren veröffentlichten CDs.
Parallel dazu hat Oldies-Spezialist Demon Records das Studio-Debüt von 1968 wieder veröffentlicht. Von Harvey Brooks und Nick Gravenites (Electric Flag) produziert, war „Quicksilver Messenger Service“ (Edsel EDCD 648/contraire, ****) eine eindeutig mehr folk- und bluesorientierte Songkollektion („Pride Of Man“, der Folk-Klassiker von Hamilton Camp, gab als erster Song des Albums die Richtung vor) und so wenig repräsentativ für das Live-Repertoire, das die Band mittlerweile spielte, dass die Platte bei ihrem Erscheinen enttäuschte Reaktionen provozierte und bis heute unter Wert gehandelt wird. Zumal, wenn man bedenkt, dass von allen prominenten Bay-Area-Gruppen damals – nein: nicht Grateful Dead, Big Brother & The Holding Company oder Jeffetson Airplane! – nur Country Joe & The Fish und die Steve Miller Band ähnlich eindrucksvolle Debüt-LPs vorweisen können. Die Neuausgabe klingt nur marginal besser als die Capitol-CD. Dafür erhält man mit den ausführlichen Liner Notes hier mehr Informationen über die Anfange des QMS als in noch so voluminösen Rock-Lexika.