R.E.M. – Live :: Ein leidenschaftliches Konzert ohne große Überraschungen

Eines der intensivsten Konzerte ihrer Karriere“, posaunt die Presselyrik über die R.E.M.-Show vom 27. Februar 2005 in Dublins Point Theatre. Gerade so, als sei diese „erste Live-Veröffentlichung“ nach Lage der Fakten sozusagen unumgänglich gewesen. Grober Unfug. Hingebungsvolle Band-Historiker wie etwa Peter Bück finden in CD-Höhlen und Online-Portalen massenhaft magische Momente aus allen Phasen. Und ganz offiziell und legal durften sich Fans zuletzt vor gerade mal drei Jahren freuen. Den grandiosen DVD-Mitschnitt des Wiesbadener „Reveal“-Konzerts („Perfect Square“) stellten sie neben den mitreißenden 90er „Tourfilm“ zu „Green“ und den weniger inspirierten „Roadmovie“ von 1906.

Die Wahrheit ist also wohl ziemlich schnöde: „Live“ erfüllt mit dem für Frühjahr 2008 angekündigten 14. Studioalbum den epochalen 80-Millionen-Dollar-Kontrakt, den die Südstaatler ’96 noch als Quartett mit der Company abgeschlossen hatte. Aber was bleibt denn, wenn man die PR-Nebelschwaden zur Seite schiebt? Mit Sicherheit ein äußerst leidenschaftliches 22-Song-Set, mit dem man jeden überzeugen kann, dass R.E.M. keineswegs nur kuscheln können. Aber echte Überraschungen? Ziemliche Fehlanzeige. Gleich zwölf der Nummern präsentierte die Band auch schon auf „Perfect Square“. Mit Bill Berrys „I Took Your Name“, seit vielen Jahren neben „Kenneth“ der populärste Opener, knirscht das Live-Monster zum Start böse mit den Zähnen, Andv Kaufmans „Man On The Moon“ beschließt dann als Nachfolger von „It’s The End Of The World…“ mit Presley-Powackeln die Performance. Dazwischen gibt es sechs Songs von „Around The Sun“ (großartig: „The Final Straw“), die Hits („Losing“, „Everybody Hurts“, „The One I Love“, „Everybody Hurts“, „Imitation Of Life“, „Drive“ in „Automatic ForTJie People‘-Fassung), liebe alte Bekannte (vor allem „Orange Crush“) und den streitlustigen Glam-Slam-Neuling „I’m Gonna DJ“.

Ganz großer Stoff bleibt das bei aller relativen Ernüchterung natürlich dennoch. Wer „Panzerknacker“ Stipe, Bück, Mills & Co. noch nie im Saal gesehen hat, erlebt sein blaues Wunder. Einen halben Stern kassieren wir allein wegen mangelnder Setlist-Originalität und hören gern auch die Studioplatten, bis das neue, von Jacknife Lee (LJ2, Snow Patrol) produzierte Werk kommt. Es soll rocken.

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