Ramones on 45 Dirty Dozen

Sheena Is A Punk Rocker 1977 Das Song-Emblem der Brudders schlechthin, von der übereifrigen Plattenfirma Sire auf gleich drei LPs abgeladen, und der erste Hit. Natürlich nur im UK, wo die Ramones im Mai’77 zum zweiten Mai einfielen und – wir schreiben das Jahr des Punk – triumphal abräumten: „Well the kids are all hopped up and ready to go/ They got their surfboards and they’re going to the Discotheque Au Go Go… Well New York City really has it all, oh yeah!“ London liebte sie. 5

Swallow My Pride 1977 Das trotzige Gegenstück zum Surf-Punk-Eureka von „Sheena“: „Winter is here“, beißt sich Joey die Unterlippe wund, „things were looking grim but they’re looking good again.“ Die Melodie sublim, die Message der A-Seite: überleben!, der B-Seite „Pinhead“: „Gabba gabba hey!“ 5 Rockaway Beach 1977 Das melodisch mitreißendste und Surf-traditionellste Stück Candy-Punk der Ramones, einem Strandstreifen gewidmet, der von den Anwohnern „Syringe Beach“ genannt wird ob der angeschwemmten Heroinspritzen. Was einen Punk allerdings nicht vom Baden abhält: „Chewing out a rhythm on my bubblegum/ The sun is out and I want some. California dreamin. 5

Bonzo Goes To Bitburg 1985 Der letzte Geniestreich der Ramones auf 45, ein gewaltig drückendes und dröhnendes Monster voller Verachtung für Ronald Reagans Pilgertrip zum deutschen Kriegerdenkmal. Oberhaupt entdeckten sie zu jener Zeit ihre politische Ader, coverten „Street Fighting Man“ und drohten in „Howling At The Moon“: wanna steal from the rich and give to the poor.“ 5 Blitzkrieg Bop 1976 Die ultimative Demenz-Schaffe, glorreicher Vorläufer des „Cretin Hop“: Ein, zwei, drei Akkorde, „Hey ho, let’s go“ und „the kids are losing their minds“. Raw power. In der „Times“ stand etwas von „Verherrlichung des Idiotentums“, Joey fragte: „What’s wrong with that?“ 4,5

Meltdown With The Ramones EP 1980 Vier Antithesen zum 1-2-3-4-High-Speed-Punk, die Ramones beinahe balladesk und lyrisch schrecklich sensibel: „Memories make me cry/ And l’m alone, just me/ Just me, questioningly“. Beautifull. So auch das bittersüße, zart schmelzende „Here Today, Gone Tomorrow“ mit der ernüchternden Erkenntnis: „Someone had to pay the price.“ Ramones, ruhig. 4,5 I Wanna Be Sedated 1980 Als Flipside von „She’s The One“ bereits in Vorjahr unter Wert verkauft, wurde der Live-Knaller im Sommer ’80 von RSO im Fahrwasser des Soundtracks zu „Times Square“ zur A-Seite gekürt. Mehr Uppers, mehr Downers: „I can’t control my brain.“ Amphetamin-Schock-Frust-Bewältigung.4,5

Do You Remember Rock’n’Roll Radio? 1980 Ein Airplay- Hit natürlich, mit dem sich jeder Rock’n’Roll-fremde DJ gerne großtat, zwischen Lutscher-Disco und Synth-Pap. „Do you remember lying in bed/ With your Covers pulled up over your head/ Radio play in‘ so that no one can see“, romantisierten die Ramones ihre Jugend, während das Rock’n’Roll-Radio in den letzten Zügen lag und dem Formatradio weichen mußte. 4,5

I Remember You 1977 Eine scheinbar unspektakuläre Single, weder frenetisch noch besonders catchy, weder lyrisch bizarr noch irgendwie provokant. Nur eine feine Melodie und ein untypisch abgeklärter Text: „I remember lying awake at night and thinking just of you/ But things can’t last forever, and somehow baby, they never really do“. Die Flip feiert das famose „California Sun“, im Original von den Rivieras. 4,5

Baby I Love You 1980 Der einzige Top-Ten-Hit, dessen sich die Punk-Pioniere jemals erfreuen erfreuen durften, in den UK-Charts, versteht sich. Amerika westlich von NYC und östlich von LA mochte sie nicht, die Akkord-Geizhälse und Tempo-Bolzer. „Baby“ Ist ein Crystals-Cover, von Phil Spector so orchestral produziert, daß die Band kaum zu hören ist. Böse Zungen behaupten gar, Spector habe die Band-Spuren gelöscht und dies sei effektiv eine Solo-Single von Joey Ramone. 4,0

Do You wanna Dance? 1978 Bobby Freemans Gassenhauer „Do You Wanna Dance“ schien eine ebenso logische Cover-Wahl wie „Surfin‘ Bird“ von den Trashmen, verwies sie doch auf das Ramones-Faible für den Pop der Fifties und frühen Sixties, doch war die Ähnlichkeit mit dem nur vier Monate zuvor veröffentlichten „Rockaway Beach“ zu groß, um erneut zu verfangen. So floppte „Dance“,leider. 4,0

Rock’n’Roll High School 1979 Vom Spector-Ballast befreiter Single-Mix, eine schamlose Surf-Pastiche mit klassischer Schüler-Poesie: „I don’t care about history/ That’s not where I want to be/ I just wanna have some kicks/ I just wanna get some chicks.“ Zeitlos. Bubbling under. „She’s The One“, „Don’t Come Close“, „Pet Sametary“, alle 4,0

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