Ray Charles :: Thanks For Bringing Love Around Again

Bei solch banalem Material kann auch der Charismatiker wenig retten

Zum „Gebrauchsmusiker“ hat er sich selbst Mitte der 90er Jahre in einem „Spiegel-Interview degradiert Das ist natürlich ein grobes Understatement, das gleichwohl nicht ganz an den Realitäten vorbeigeht, die der Pionier von einst in der Pop-Welt von heute zu gewärtigen hat. Zu gebrauchen im besseren Sinne war Ray Charles zuletzt nach wie vor als Live-Musiker, altersbedingte Formschwankungen inklusive. Sein letzter Höhenflug als Plattenkünstler liegt indes runde zehn Jahre zurück. Damals spendierte Warner für Alben wie „Would You Believe“(mit dem furiosen Rap „Child Support, Alimony“) und „My World“ noch mal anständige Budgets, die sowohl die große Gospel-Schiene als auch Flirts mit der Moderne ermöglichten.

Heute ist Charles längst gezwungen, sein wiederbelebtes Label Crossover in eigener Sache einzuspannen, welches ursprünglich, in den 70er Jahren, nur der Talentpflege diente. Für „Thanks For BringingLoye Around Again“ verließ er sich fast ganz auf die Songwriter-Dienste eines gewissen Billy Osborne. Der liefert Gängig-Passables in Sachen Eros („How Did You Feel The Morning After“), scheitert aber in seiner zweiten Rolle als, nun ja: „Arrangeur“. Auch mit kleinem Geld sollte man mehr anfangen können als austauschbare Maschinen-Beats zu programmieren. Das ist selbst oder gerade für einen charismatischen Vokalisten zu wenig.

Dabei hatte es so übel nicht angefangen: „What I’d Say“ variiert den alten Hit mit slickem Westcoast-Funk in einer Produktion von Bläserchef Jerry Hey. Und zu guter Letzt verneigt sich Ray Charles in einer schönen Schmonzette vor „Mother“. Dazwischen: leider zuviel Musik, die man nicht wirklich gebrauchen kann.

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