Razorlight – Razorlight
Natürlich haben Razorlight sich viel vorgenommen für ihre zweite Platte. Der Ruhm kam schnell und rauschhaft, und entsprechend unreflektiert macht man dann die erste Musik, die zunächst mal ein ganz grundsätzlicher Ausdruck ist. Nicht mehr und nicht weniger.
Nun sind die Zeiten in den vergangenen Zwei Jahren schwieriger geworden für Bands wie Razorlight, weil durchfällt, wer sich nicht abgrenzen kann und die bloß gekonnte Repetition der hier gängigen Vorbilder längst nichts Neues mehr ist.
Entsprechend differenzieren auch Razorlight aus. Auf Album Nr. 2 ist wenig ungehobelte Strokes-Manier, dafür aber viel Soul und Doo-Wop, Sixties-Gitarrenpop und (einmal) Kunstdisco. Stile eben, die sie schon vorher bedienten, aber nur als Verweis und ohne genaue Kenntnis des jeweiligen Sujets. Dem Vernehmen nach spielt der kurz nach Veröffentlichung des Debüts zur Band gestoßene Trommler Andy Burrows fürs Vorankommen eine große Rolle, weil er Songwriter-Chef Johnny Borrell mehrfach zur Seite stand und also offenbar mehr kann als den Rhythmus halten.
Auffällig ist, wie verletzlich und nachgerade emotional Razorlight ihre klassischen Grundtöne suchen. Allen voran bei „America“, dessen Emphase ganz und gar ungewöhnlich ist – Razorlight himmelhoch jauchzend wie die Hothouse Flowers und inwendig wie U2, das hatte man nicht erwartet. Und obwohl man einer jungen britischen Band den Motown natürlich kaum abnehmen kann, und obwohl Borrell als Sänger hier und da überfordert ist: Es ist viel Leben in erstaunlich konzisen Liedern wie „Fall To Pieces“, dem Talking Heads-verwandten „In The Morning“ und dem Kinks-Schunkler“Kirbys House“.
Dass Razorlight dabei auch fürs Rock-Revival und mithin die britische Jugend interessant bleiben, ist nicht zuletzt Produzent Chris Thomas (Roxy Music, Pulp, Pink Floyd) zu danken, der ein ganz unprätentiöses, direkt auf die Band konzentrierte Klangbild geschaffen hat. A golden touch!