REGGAE & DUB :: von Matthias Münchow

COCOA TEA hat es geschafft: Seine Doppel-LP „Holy Mount Zion“ erschien bei einer großen Plattenfirma (Tamla), offensichtlich, ohne daß er musikalisch Konzessionen an den amerikanischen Markt machen mußte. Cocoa Tea ist ein großartiger Sänger, der zu Beginn der 80er Jahre bei Henry Junjo“ Lawes für dessen Colcano-Label seine ersten Singles aufnahm und mit seiner weichen Stimme schnell einer der beliebtesten Sänger in den Dance Halb wurde. Auch ist er einer der wenigen, die das kreative Tief des Reggae Mitte der 80er Jahre unbeschadet überstanden. „Holy Mount Zion“ ist die passende Musik für einen schönen warmen Sommer, Musik für milde Nächte – wir werden sehen. Viele Versionen alter riddims wie „Party Time“, „Real Rock“, „Roof Over My Head“ und Bob Marleys „Waiting In Vain“ garantieren dafür, daß das Album womöglich bald ein Klassiker sein wird, in den entsprechenden Kreisen, versteht sich. 4,0

Vor Jahren erschien die erste LP von BEENIE MAN. War ’ne rechtschaffene Gurke, produziert von Bunny Lee, dem damals schon alle Felle davonzuschwimmen begannen. Heute ist Beenie Man der König der Tanzhalle. Wer ihn mal sehen will, kann natürlich in ein Konzert gehen. Den cooleren Griff tut man allerdings mit dem 1997er Film „Dance Hall Queen„, der es mit „The Härder They Come“ klar aufnehmen kann. Beenie Mans neue CD „Many Moods Of Moses“ (VP Rec.) enthält Songs, wie er sie im Film auch singt: heftig runtergemischte Raggamuffin-Grooves, auch ein paar Roots-Nummern wie eine Version von Bob Marleys „Redemption Song“ und einen absolut nicht goutierbaren Country-Versuch (wird aber auch geliebt in Jamaika!). Auffällig sind einige samplebare Intros. Das vielleicht beste Stück steht am Schluß dieser vom gestandenen Shocking Vibes-Team produzierten CD: „Bad Mind Is Active (My Prerogative)“. 4,0

Sehr beliebt seit einiger Zeit ist es, Bob-Marley-Songs wiederzubeleben: Klassische Riddims, neuer Text dazu, und man ist sich erheblicher Aufmerksamkeit sicher. Aufjfjah“ (VP Rec.) geben die Riddims „So Much Trouble In The World“ und „One Drop“ TONY REBELs warmer, ausdrucksstarker Stimme die Gelegenheit, tvots & culture rüberzubringen. Er zieht dann auch alle Register; jeder Topos, sei es Jah Rastafari, Repatriation, Sufleration, Revolution und natürlich Love – alles ist da. Tony RebeL auch singender Toaster, ist nicht mehr der Jüngste, daher kennt er Marcia Griffith, selbst grand dorne du Reggae und ehemaliges der Wailers. Ihr Duett „Ready To Go“ ist ein gutes Beispiel von perfektem Zusammengehen von Sängerin und Toaster. „Knowjah“ ist ein Killer von einer „Swing Easy“-Yersion. So verschieden die Stücke auch sind, der Bogen ist hier souverän und ohne Zittern geschlagen. 3,0

Es gab Leute, die hätten ihre Rentenberechtigung für „Aquarius Dub“ hergegeben. 1973 erschien dieser Meilenstein auf Herman Chinloys Aquarius-Label. 1973/74 waren aber die Jahre des Platteneinstampfens: Wegen der Ölkrise mußte man für jede neue LP zwei alte abgeben und dann noch den üblichen Kaufpreis zahlen. Da ist jede Menge vorher gepreßtes Vinyl (mit Label) eingeschmolzen worden. „Aquarius Dub“ ist eine der ersten LPs, mit der Augustus Pablo zu tun hatte. Herman gab ihm 1971 eine Chance, August blies und wurde zum Reggae-Super-Star (einen Ruf, den er sich seit einigen Jahren erheblich ruiniert). Auf der Platte findet man neben einem Dub zum Original von „East Of The River Nile“ und einer quietschigen Keyboard-Version zu „Cassava Piece“ Instrumentals zu Songs von Dennis Brown und Alton Ellis – purer Rhythmus, sparsam instrumentiert. 5,0

Wow! Klasse! Denkt man. Beim Anhören von „Thriller Episode 2“ (Sprint) von AUGUSTUS PABLO fühlt man sich dann auf den Arm genommen: Zur alten „Thriller“-LP (1974) ist kein Bezug auszumachen: Die CD besteht aus vier unnützen Aufnahmen aus den 90er Jahren und zwölf bedeutenden Titeln aus der Zeit von 1978/79 -Repertoire-Wert: 2,0

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