Replays 1 von Franz Schöler

Einen ganz großen Klassiker der Jazz-Historie, JOHN COLTRANEs „A Love Supreme“ (Impulse 1155-2/ARIS), findet man neuerdings – vergleichsweise spottbillig – als 20bit-Remaster-Version. Die klanglichen Unterschiede zur Erstausgabe sind sublim, über bessere Anlagen aber nachvollziehbar: etwas „körperlicherer“, sprich live-haftigerer, sehr schön dreidimensionaler und im Grundtonbereich mal wieder „vollerer“ Klang. Auch für den gewöhnlichen Rock-Fan, der diesen legendären Megaseller noch nicht kennt, wirklich „an offer you can’t refuse“! 5,0

Nicht spektakulär, aber doch mehr als eine Ahnung sind die klanglichen Nachbesserungen auch im Fall von FRANK ZAPPAs ebenfalls SBM-prozessierten und auf Goldplättchen veredelten Remaster-Fassungen von „One Size Fits It All“ (Rykodisc RCD 80521) und Apostrophe“ (Ryko RCD 80519, beide via Rough Trade Imports, beide 3,5 ). Um „Don’t Eat The Yellow Snow“, „Stink-Foot“ oder „Inca Roads“ auf garantiert korrosionsfreien Platten abspielen zu können, muß man aber auch ein paar Dollar bzw. Märker mehr hinblättern.

Spottbillig und dazu noch mit gleich acht durchaus nicht zu verachtenden Bonus-Tracks, aber nicht unbedingt tiefschürfenden Liner Notes kommt die Neuauflage des Synthi-Pop-Klassikers „Non-Stop Erotic Cabaret“ des Duos SOFT CELL (Mercury 532 595-2). Marc Almonds merkwürdig asexuelle Interpretation des Supremes-Hits „Where Did Our Love Go?“ dürfte immer noch nicht jedermanns Sache sein. Aber „Tainted Love“, A-Seite derselben Single und eine der meistverkauften aller Zeiten dazu, und „Sex Dwarf“ sind der Stoff, aus dem Dekadenz-Pop-Legenden geboren werden. Für Gratis-„Nummern“ und optimierten Klang gibt’s einen Extrapunkt. 4,0

Wenige Überraschungen bietet klangtechnisch die bislang kompletteste Singles-Anthologie „My Generation – The Very Best of The Who„(Polydor 533150-2). Wegen der endlosen juristischen (oder „nur“ finanziellen?) Querelen rückte Produzent Shel Talmy immer noch nicht die originalen Multitracks der frühen WHO-Aufhahmen raus, so daß die hier einmal mehr monoton erklingen. Die angenehmen Überraschungen unter den 20 Tracks der fast randvollen CD sind „I’m A Boy“ (Stereo-Remix der Uptempo-Hit-Version, also nicht der „langsame“, möglicherweise gar bessere Alternativ-Mix von „Meaty Beaty Big & Bouncy“), „Boris The Spider“ als Stereo-Remaster vom also doch existierenden „Schnürsenkel“ sowie „The Seeker“ und Jfoin Together“ in neuen, etwas längeren und frequenzmäßig besser ausbalancierten Mixes als im 4-CD-Box-Set vor einiger Zeit. Wieso Townshend auch für diese Kompilation nicht den Stereo-Mix von „Magic Bus“ freigab, bleibt sein Geheimnis. Die übrigen Aufnahmen kommen in den für die Original-CDs produzierten Remix bzw. Remaster-Fassungen, von denen wiederum „The Who By Numbers“ und weitere erst demnächst erscheinen werden. Selbst wenn das hier auf Dauer nicht die definitive „Very Best OP-Nachlese der Who bleiben dürfte, verdient sie allemal. 5,0

Dasselbe Album von Blues-Meister MISSISSIPPI FRED McDOWELL, das jetzt sorgfältig „entrauscht“ unter dem Titel „Steakbone Slide Guitar“ (Tradition TCD 1012/Rough lade Imports) neu rauskam, zirkulierte bis vor kurzem als US-Bootleg-Import, die von entsetzlich rauschender und knackender Vinylpressung „digitalisiert“ worden war. Als NoNOISE-Remaster klingt das jetzt verblüffend gut! 3,5

Historisch bedeutsamer noch sind die mit semiprofessionellem Gerät produzierten „field recordings“ von 1962, die ein Fan des Botlleneck-Gitarristen in dessen Wohnzimmer in Como Jahre vor seinem legendären Newport-Comeback machte („Fred McDoweW, Rounder CD 2138/inakustik). bis auf wenige Songs wie „You Got To Move“ spielte er hier das Repertoire, das ihn berühmt machen sollte. 4,0

Die letzten Schaffensjahre von James Moore alias SLIM HARPO dokumentiert „Tip On In“ (Ace CDCHD 606/TIS). Zwischen 1967 und 1969 sang das R&B-Original eher fade Versionen von „Rock Me Baby“, aber auch so hinreißende Ohrwürmer wie „Tee-Nin-Nee-Ni-Nu“ und den berühmten Titelsong dieser Spät-Nachlese. 3,5

Aus dem sprichwörtlichen Vollen schöpften die Nachlaßverwalter von ELVIS PRESLEY, als sie die Nachlese „A Hundred Years From Now“ mit dem Untertitel „Essential Elvis Volume 4“ zusammenstellten (RCA 66866 2). Von den 22 Aufnahmen waren 18 bislang unveröffentlichte Live-im-Studio-Mitschnitte und als solche wie als Dokumente für Sammler zweifellos nicht übel. Aber „essentiell“ ist übertrieben! Nur knapp 3,0

Praktisch komplett findet man die Werke der BONZO DOG (DOO DAH) BAND auf dem 3CDSet „Cornology“, sprich die fünf LPs für Sunset bzw. Liberty (EMI 7995952/LR.S.) in chronologischer Folge – daher wohl der Verballhorn-Titel. Für Bewunderer des kürzlich verstorbenen Satirikers Viv Stanshall. 3,5…

Absolut alles und mehr, als man von der alten Pub-Rock-Band DR. FEELGOOD aus den nachgelassenen 15 LPs je hören wird, bietet auf fünf CDs das mit Verspätung jetzt auch hier importierte Set „Looking Back“ (EMI 834414 2/LR.S.): 97 Songs und ein knapp viertelstündiges Radio-Porträt von 1981. 3,0

Eine der besten CDs aus der „King Biscuit Flower Hour“-Serie ist STEVE FORBERTs „In Concert“-Mitschnitt aus dem Jahr 1982 (IRS 976811): ein gelungener „Best Of“-Rückblick auf die frühen Jahre. 4,0

Was bei JOHN FAHEYs „The Voice Of The Turtle“ (Takoma CDTAD 1019/TIS) verbittert: Bei diesen frühen, fabelhaften Blues-Exerzitien von 1968 mochte niemand in die Restauration des Materials investieren. 3,5

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