Replays 1 von Franz Schöler :: Von Franz Schüler

Was früher Domäne kleiner Spezialisten war, praktizieren mittlerweile auch alle größeren Plattenfirmen vielfach als eine Art Hochleistungssport: Dauerseller, berühmte Meilensteine der Rock-Historie oder auch „nur“ legendäre Aufnahmen werden mittels Klang-Qualität prozessiert. Mit dem Ergebnis, daß von byrds bis zz TOP auch 1995 viele herausragende Aufnahmen klangtechnisch gründlich renoviert wiederveröffentlicht werden. Für „The Very Best Of Cream“ beispielsweise (Polydor 523 752-2) wurden die ausgewählten Tracks Stück für Stück sorgfältig restauriert und nur die „Wheels of Fire“-Aufnahmen (fast, nämlich bis auf das grundlegend umgemodelte „Deserted Cities Of The Heart“) identisch übernommen. Benutzt wurden im übrigen die früher bei Atlantic in New York liegenden Originalbänder! Für CREAM-Fans ist dieser Verschnitt wohl oder übel schon deswegen ein Muß-Kauf, weil die besagten Original-Master vorher nur für die US-Plättchen und nicht für die – teilweise sogar defekt transferierten – deutscher CDs überspielt worden waren! 4,5 Aus demselben Grund ist übrigens die vor einigen Monaten in ziemlich schäbiger Aufmachung erschienene Jigally The Best“-Auswähl von CREEDENCE CLEAR-WATER REVIVAL (Zvx 55ol7-2) erste Wahl: Weil da jeder der 22 Songs in dieser Neu-Überspielung klangtechnisch besser prozessiert wurde als auf den diversen Einzel-CDs! Man könnte endlos darüber debattieren, ob man eine definitive „Best of-Anthologie dieser Gruppe nicht eher als Doppel-CD hätte konzipieren müssen. Am klanglichen Mehrwert aber gibt’s hier nichts zu deuteln. 4,0 Das gilt mindestens genauso für ELVIS COSTELLOs unlängst wiederveröffentlichtes Album „Punch The dock“ (Demon DPAM 9/TIS). Das enthält neben diversen seiner All-Time-Classics wie „Shipbuilding“ nicht nur sieben zusätzliche Songs er bietet auch die mindestens eine Klang-Klasse bessere Qualität als das RCA-Album. 4,0 Was beim parallel neu erschienenen „Goodbye Cruel World“ (zehn Bonus-Tracks, darunter etliche fabelhafte Studio-Aufnahmen) auch deswegen verblüffen muß, weil es sich hier ebenfalls um eine Produktion der 80er Jahre handelt. Der „Trick“ ist aber einmal mehr die sehr sorgfältige Nachentzerrung, mit der die hörbar optimale Balance eingestellt wurde! (DPAM 10/ITS) 5,0 Wie oben angedroht, darf man neben den Genesis- und Byrds-Alben bald auch die alte WHO-Platten ausmustern. Die werden nämlich – überwiegend in neuem Remix und Mastering – in sowohl vom Repertoire wie auch von der Klangtechnik abweichenden Ausgaben neuerlich aufgelegt. Die mit gut 77 Minuten randvolle CD von ,“Live At Leeds“ (Polydor 527169-2) machte jetzt den Anfang. In der Form ihres Lebens musizierend, gab die Gruppe im Februar 1970 an der Universität von Leeds ein Konzert, dessen Mitschnitt für immer eine der größten Live-Platten wurde. Die komplette „Tommy“-Darbietung fiel zwar auch bei der Neuausgabe (bis auf den „Amazing Journey/Sparks“-Auszug) unter den Schneidetisch – wird mutmaßlich auf einer geplanten Live-Edition der Who auftauchen. Aber bei den konzertanten Versionen so berühmter Pop-Singles wie „I Can’t Explain“, „Happy Jack“ und, J’m A Boy“ darf ja wohl die Frage erlaubt sein, wieso sich Pete Townshend heute so vehement von den eigenen früheren Who-Klassikern distanziert! Wetten darauf, daß „Live At Leeds“ noch ab überragendes Dokument aus der Hochblüte dieser Gruppe gespielt wird, wenn die späten Solo-Werke des Komponisten kaum noch jemand kennt, werden hier jedenfalls nicht angenommen! 4,5 Was wiederum VAN MORRI-SON angeht, so haßt der womöglich gar sein erstes „Solo“-Album „Blowin‘ Your Mind“. Das hatte nämlich eigenmächtig und ohne Rücksprache zu nehmen vor dem letalen Herzinfarkt sein Produzent Bert Berns ab eine Kollektion der live-im-Studio aufgenommenen Singles veröffentlicht. Wofür wir ihm alle sehr dankbar sein sollten! Denn jetzt gibt es 28 Jahre später diese süperben Songs des jungen Van Morrison – komplett neu abgemischt, auch mittels Kompression und EQ technisch optimiert – in vergleichsweise sensationeller Klang-Qualität. (Epic ZK 66220) Auf klang-kosmetische Korrekturen verzichtete die Sony-Technik bei ,“Lean On Me -The Best of Bill Withers“ (Columbia Legacy CK52924 2). Musiker, die Songs des spätberufenen Soul-Folk-Originab samplen – und das waren bisher schon viele – werden abo selbst das leichte analoge Rauschen bei seinen Evergreens wie „Use Me“, „Ain’t No Sunshine“ oder „Lean On Me“ im Zweifelsfall selber digital rausrechnen müssen. Dafür gibt es die 18 Aufnahmen äußerst preiswert in der „Rhythm 8C Soul“-Serie von Sony Legacy. 4,0 Für Aufnahmen wie das BLUE CHEER-Debüt „Vincebus Eruptutn“, kürzlich nochmals neu aufgelegt, müßte man – wie in der Klassik-Kritik längst üblich – die Klang-Kategorie „h“ wie „historisch“ als Wertungskürzel einführen. Was für diesen Proto-Heavy Metal-Vorläufer des Trios aus San Francisco auch inhaltlich gilt: Ab zeitgebtige Ton-Dokumente kommen die Blue-Cheer-Alben eigentlich aus noch ferneren Jahrzehnten ab die Schellack-Oldies von Enrico Caruso, aufgenommen 1903™ 1/2 Andere aus dem Archiv gehobene und erstmab „versilberte“ Schätze nehmen sich dagegen geradezu zeidos aus, das 1972 produzierte Album „The B-52 Band & The Fabulous Skylarks“ des sehr geschätzten T-BONE BURNETT (3,0, One Way MCAD-22140) genauso wie die Auswahl aus den beiden ersten Solo-LPs von Little Feat-Gitarrist PAUL BARRERE, die unter dem Titel „If The Phone Don’t Ring“(3,5 , Zoo 72445-119096-2) vorliegtstark. Apropos: Wer es kauft, tut sich bitte einen Gefallen, wenigstens den: Er rauche nie im Bett und höre diese Platte. Die Asche könnte die seine sein. Martin Gross

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