Replays

Er kam nun mal aus Washington und nicht aus dem Süden der USA, und obwohl er einer der begnadetsten Crooner der „Sweet Soul Music“ wurde, taucht der Name MARVIN GAYE nicht ein einziges Mal in Peter Guralnicks gleichnamigen Standardwerk auf. Wie die Sangeskollegen Al Green und Stevie Wonder revolutionierte er seit Beginn der 70er Jahre das Soul-Genre mit einer Serie von Alben so gründlich, daß die als Konzept-Platten ein weißes Massenpublikum erreichten. Aber bevor er es mit „What’s Going On“ zu Kult-Status brachte, war er – so Dave Marsh – „der vielleicht am krassesten unterbewertete Soul-Sänger der 60er Jahre“. Immer wieder von Drogenproblemen gepeinigt, wurde das Sex-Idol am Ende zur tragischen Figur – erschossen von seinem eigenen Vater. Neben der Smokey Robinson 8C The Mirades-Box ist das 4-CD-Set „The Master 1961-1984“ (Motown 530 492-2) die bislang beste Retrospektive, die einem Motown-Künstler gewidmet wurde – als Sammlerteil! Denn die Meisterwerke „What’s Going On“ oder „Let’s Get It On“ findet man hier nicht komplett, dafür wiederum reichlich unveröffentlichtes Material, das selbst die „Classics Collection“ vor kurzem noch nicht präsentiert hatte. Unter den wenigen Lizenz-Übernahmen findet man auch „Sexual Healing“ – peinlicherweise die einzige von vielen großen Marvin-Gaye-Kompositionen, die je mit einem „Grammy“ dekoriert wurde! Argerlich ist hier allenfalls die (auch im Fall der Temptations-Box) wieder praktizierte Marotte, alle bis 1970 veröffentlichten Aufnahmen von den Mono-Mixes zu übernehmen. 4,5 Ein Ärgernis ist das auch deswegen, weil dasselbe Team für das Doppel-Set „The Best Of Michael Jackson“ (Motown 530 480-2) vorsichtshalber nur die Stereo-Mixes verwendete! Dabei waren die von Marvin Gaye nicht nur produktions-, sondern auch klangtechnisch um einiges hochkarätiger als die des jungen MICHAEL JACK-SON, egal ob solo oder als einer von Jackson Five eingespielt. 3,5 Gut ein Vierteljahrhundert später erstmals wiederveröffentlicht, hat der psychedelische Art Rock des Quintetts ULTIMATE SPINACH – 1968 unter dem Hype-Stichwort „Bosstown Sound“ vermarktet und prompt fast unisono verrissen – einen begrenzten Kuriositätenwert. Was da einerseits nach Anleihen bei Doors, Country Joe 8C The Fish oder auch Velvet Underground und andererseits wie Blaupause für Nice und Emerson, Lake 8i. Palmer klingt, war das Debüt eines genialisch angehauchten Hochstaplers: ein ganzer Steinbruch an musikalischen Ideen, von denen zwei Lieder – die „(Bailad Of) The Hip Death Goddess“ und „Pamela“ – als Halbedelsteine bemerkenswert geblieben sind. Wirklich kurios. 3,0 Wie ein Relikt aus einer lange versunkenen Ära mutet auch an, was als musikalisches Vermächtnis von Avantgarde-Rocker ROBERT WYATT kürzlich als definitiver Werk-Rückblick unter dem Titel „GoingBack A Bit – A Little History of Robert Wyatt“ wiederveröffentlicht wurde (Virgin 839690 2). Unter diesen nach den Soft Machine-Jahren erschienenen Kompositionen findet man nahezu komplett das „Rock Bottom“-Album, in „Best of‘-Auswahl das ebenfalls von Pink Floyd-Schlagzeuger Nick Mason produzierte „Ruth Is Stranger Than Richard“

und dazu diverse Erfolge, Flops und Raritäten. Wie praktisch alle Titel aus der Virgin Universal“-Serie in sehr guter Überspielung. 3,5 Was die Qualität des Remastering angeht, mauserte sich der britische Spezialist BGO mittlerweile (nach diversen eher zweifelhaften CD-Neuauflagen) zu einer der ersten und zuverlässigsten Adressen. „Burnt Lips“ von LEO KOTTKE (BGOCD 259) überzeugt klangtechnisch noch mehr als die US-Vinylausgabe, während „Time Steps“ von 1983 (BGOCD 255/beide über TIS) klanglich soviel besser als sämtliche LP-Pressungen bislang ausfiel, daß sich zwangsläufig der Verdacht aufdrängt: Von dieser auch klanglich fabelhaften T-Bone Burnett-Produktion muß irgendein Studio-Depp für den LP-Umschnitt eine technisch defekte Ü-Kopie gezogen haben! 4,0 bzw. 3,5 Was die goldbedampfte Neuauflage des „Book Of Dreams“ der STKVE MILLER BAND (DCC GZZ-1077/in-akustik) angeht, so hat Toningenieur Steve Hoffman bei diesem Megaseller hörbar mit genialem Händchen nachgeholfen: Er entzerrt das Band Track für Track so, daß die ausnahmslos noch besser klingen als auf dem von Miller selbst verantworteten Box-Set. 4,0 Absurd, aber Tatsache: Die erste und bislang einzige „Greatest Hits“-Kollektion von „Mr. Personality“, die sich nicht durch miserable Überspielqualität disqualifiziert, veröffentlichte kürzlich MCA mit dem Album-Untertitel „The Original ABC-Paramount Recordings“ auf CD (ARIS 876950). Was immer sonst von Hits wie „Stagger Lee“, „Lawdy Miss Clawdy“, „Fm Gonna Get Married“ angeboten wurde, war entweder Raum oder von verbrummten und verzerrten Bändern transferiert. Nun gibt es die LLOYD MUCE-Heuler erstmals in Original-Master-Transfer. 3,5 Alle Volksmusik-Freunde müssen neuerdings das Solo-Debüt von RY COODER nicht mehr als teuren Japan-Import erwerben. Diese oft wiederum von Folk-Kollegen vielfach „beliehene“ Song-Kollektion gibt’s neuerdings aus genauso gediegener wie preiswerter deutscher Fertigung (Warner Archives 7599-27510-2). 4,0 Als einer von diversen Freunden musizierte derselbe Cooder auf „Flaco’s Amigos“ des Akkordeon-Virtuosen FLACO JIMENEZ. Viele Jahre gestrichen, gibt es das endlich wieder als US-Import mit den Original-Liner Notes (Arhoolie CD 3027/FMS-Vertrieb).

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