Roots

Blue Mountain Koots (GlITTERHOUSE/TIS/WSM)

Quo vadis, „No Depression“? Blue Mountain marschieren stramm zurück zu den Quellen. Was man Cary Hudson und Co. so konsequent komischerweise kaum zugetraut hatte. Klat; sie hatten schon 1995 auf JDog Days“ Skip James gehuldigt, aber ihre Musik schien doch stets eher nach dem hübschen Bastard zu schielen, nicht auf linientreue Erbfolge. Mit“jRoofc Ä bleibt sich die Band aus Oxford, Mississippi denn auch insofern treu, als sie einmal quer durch den großen Traditional-Garten streunt. Zünftige Trinklieder (JRye Whiskey“) graben Blue Mountain dabei ebenso aus wie fatale Moritaten („Rain And Snow“), von den Appalachen ist es hier nur ein Katzensprung runter ins Mississippi-Delta, die Carter Family („I’m KRULLE Eyes“) schaut auf einen Kaffee bei Dock Boggs („Country Blues“) vorbei. Beschaulich geht es dabei aber selten ziuja, sie rocken immer noch. Vor allem im deutschen Bonus-Teil (vier Songs) am Ende, wo eine entfesselt heulende Slide den Teufel besänftigen solL Quo vadis? Keine Ahnung, rufen Blue Mountain gut gelaunt und treten mit reichlich Proviant den Rückzug an. Ob das ein Ausweg ist, scheint ihnen herzlich egal zu sein. 3,5

Mohead Rural Electric (OKRA TONE/IN AKUSTIK)

Sowas gibt’s auch noch, im Jahre 2001. Ein Songwriter, der sich in den Credits explizit bei Bob Dylan bedankt. Und auch nichts dabei findet, zwischendurch die mittleren Allman Brothers („Win, Lose Or Draw“) im Schneckentempo hübsch zu covern. Sonst schrieb der Mann aus dem Delta für sein viertes Album selbst und zwar zu oft nur arg konventionelle Gebrauchslyrik über romantische ferzweiflung („Wkhout A Net“) und On the road-Verlorenheit („Good Morning Amsterdam“). Eröffnungscoups wie „She had the look of desperation and an eigth grade education“ (aus der fein beobachteten Kind-bekommt-Kind-Tragödie „Train Leavin‘ Lula“) bleiben Mangelware. An einen Lowell George erinnert hier trotz schöner Slide wirklich nur ab und an der gepresste Gesangsstil („Country Blue“). Musikalisch bleibt’s mit einem Sideman wie Ross Rice (aus Steve Earles E-Squared-Posse) bis zum Schluss-Gospel „Out Of This World“ aber halbwegs spannend. 2,5

TomOvans Süll In This World -E VANGELINE/EDEL CONTRAIRE)

Von Dylan viel gelernt hat zweifellos dieser Mann hier. Nicht nur, weil er einen ähnlich eindringlich-enervierenden Vokalstil pflegt, nicht nur, wo’s auch formal ganz offen zutage liegt, wie in „I See You There“ mit seiner Metapher von den „merchants of doom“. Dass Tom Ovans dabei nicht in bloßem Epigonentum hängenbleibt, hat er seinen präzise gezeichneten tough luckstories aus dem „Underground Train“ (SongtiteD zu verdanken, die geradewegs dem gar nicht so prallen Leben auf der anderen Seite der Schienen abgetrotzt sind. Und auch Co-Produzent Mark Hallman: Mit texanischem Qualitätspersonal (Gitarrist Robert Mc-Entee) kreiert er ein semi-akustisches Spannungsfeld, das auch ohne Drums viel Drive entfaltet und in „Meeting On The Road“ sogar noch Raum für indische Impressionen lässt 4,0

Takashi Hirayasu & Bob Brozman Nankuru Naisa (WORLD MUSIC NETWORK)

Bleibt alles anders? Man muss den singenden Sanshin-Maestro aus Okinawa und den kalifornischen Slide-Guitar-Veteranen ja nicht gleich zu „neuen Stars“ (US- „Public Radio“) der World Music-Szene hypen, um weiter Hör-Spaß an diesem ungewöhnlich-unbefangenen East-meets-West zu haben. Brozman lud diesmal nach Santa Cruz – und ein paar illustre Gäste aus der Nachbarschaft wie David Hidalgo (Los Lobos) unüberhörbar dazu. 3,5

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