Roots von Jörg Feyer

Der Titel „Compilation des Monats“ geht klar an die erste Ausgabe des in England konzipierten „American Songbook“ (Volume). Nicht nur, weil es hier 17 unveröffentlichte bzw. rare Live- und Alternative-Tracks von u. a. Steve Earle, Kim Richey, Kevin Welch, Golden Smog gibt und das Line-Up von Freakwater über Pam Tillis bis zu Joe Henry fast schon ein bißchen zu weit gespannt ist. Nein, das alles kommt obendrein mit einem 120-seitigen Booklet und ebenso pointierten wie ausführlichen Informationen. 4,5

Wie frau traditionelle Blues-Einflüsse in einem stilistisch offenen Roots-Konzept aufgehen lassen kann, führt SUE FOLEY auf ihrem dritten Album „Walk In The Sun“ (Discovery/IRS) zwingender denn je vor. Ausschließlich selbstverfaßte Songs, ihr lasziv-träges Vocal-Charisma, Präsenz und Witz als Gitarristin verdichten sich zu einem kompakten Trio-Sound mit geschmackssicher plazierten Extras. „I don’t need no tessons, I don’t need no rules_“ Right on, Sue! 4,0

Das Talent der Kanadierin konnte erst in Austin unter den Fittichen von Blues-Papa Clifford Antone gedeihen, der im Sommer sein Qub-Jubiläum feierte. Auf der 2-CD-Compilation „Antone’s 20th Anniversary“ (Discovery/IRS) geben sich Lokalstars (Guy Forsyth, Kim Wilson, Doug Sahm etc.) und zugereiste Größen (James Cotton, Buddy Guy) ein angemessen zünftiges Stelldichein. 3,5

Man gebe ihm eine „National“-Gitarre, einen Flaschenhals, falls nötig ein Mikro. Und schon verwandelt JOHN MOONEY jede Sparkassenfiliale in einen Zwielicht-Schuppen, wo der Teufel auf Seelen wartet. Stand das letzte Studiowerk „Against The Wall“ (siehe RS 8/96) ganz im Zeichen eigener Songs, so widmet sich der Slide-Magier auf „Dealing With The Devil“ (Tradition & Moderne), einem Solo-Live-Mitschnitt aus der Bremer Schauburg, stärker der Traditionspflege von Sleepy John Estes bis Big Joe Williams. 4,0

Essentiell reduzierten Blues fern gängiger Formeln spielt das Duo HOOSEGOW „Mighty“ (Tradition & Moderne) lebt ebenso von Queen Esthers fragilen Vocals wie von einem erstaunlich disziplinierten Elliott Sharp, der sich als Gitarrist ganz in den Dienst der eigenen Songs stellt. 3,5

Jimmy Carl BLACK, einst der Indianer bei Frank Zappa, gibt nicht auf. Nach seiner Übersiedlungs ins Süddeutsche ist der texanische Trommler/Sänger wieder beim Blues gelandet und hat dabei in Richard Ray FARRELL (Gesang, Gitarre, Harp) und Uwe Jesdinsky (Baß) passende Partner gefunden: „Cataract Jump“ (Fritz Rec./ARIS) ist eine runde Traditional-Sache ohne irgendwelche unnötigen artistischen Verrenkungen. 3,0

„Pulp Fiction“, Sci-Fi-Serien mit Trash-Faktor 7 und Überlandfahrten durch Arizona: Das sind so die ersten Assoziationen, wenn das album „Viva!“ (Upstart/Castle Communications) von LOS STRAITJACKETS im CD-Gerät rotiert. Daß das Quartett eine Adresse in Nashville zu Hause nennt, ist dabei genauso erstaunlich wie der Umstand, daß die schmissigen Gitarren-Instrumentals allesamt Eigengewächse sind. Straight & gut. 3,5

An Englishman in New Orleans. Und gar nicht deplaziert: OTIS GRAND zieht auf „Perfume & Grime“ (Edel Contraire) alle Register einer modernen Blues/Soul-Produktion und läßt sich dabei nicht nur von ebenbürtigen Gitarristen (darunter Joe Louis Walker und Luther Allison), sondern auch von Routiniers wie dem Piano-Granddaddy Eddie Bo und dem Zydeco-Star AI Rapone inspirieren. 4,0

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