ROOTS :: VON JÖRG FEYER

Selbst im Mutterland des Kommerz-Fernsehens gibt es noch werbefreie Bastionen des guten Geschmacks. Wie AUSTIN CITY LIMITS: Geboren aus dem Geist der sogenannten „Outlaw“-Bewegung, blieb die populäre Live-Show aus der texanischen Bundeshauptstadt stets den besseren Ausläufern des Country-Gewerbes auf der Spur. „The Best Of Austin City Limits: Country Music’s Fittest Hour“ (Columbia/SMIS) ist kein vermessener Titel für eine 16-Titel-Compilation aus über 20 Jahren, die alt (Haggard, Jones, Nelson etc.) und jung (k.d. lang, Yearwood, Yoakam etc.) unter einen, ähem, Hut bringt. 3,5

Eine schöne Karriere – auch in der zweiten Reihe: KATHYMATTEA widerlegt schon seit einer Dekade das alte Klischee, Frauen in Nashville seien zum „Do-or-die“ verdammt. „Love Travels“ (Mercury/PMS), eine Co-Produktion mit Ben Wisch (Marc Cohn), setzt auf einen interessanten Mix aus Nashville- und L.A.-Musikern und eine gewohnt sorgfältige und vielseitige Song-Auswahl, die jenseits verklemmten Format-Denkens nur die erste Autorinnen-Liga berücksichtigt. Darunter gleich zwei bisher unveröffentlichte Gillian-Welch- bzw. David-Rawlings-Songs, wobei besonders der süffige Blues-Stomper „455 Rocket“ begeistert. 4,0

Auch LUTHER ALLISON stand lange im Schatten besser gehypter Kollegen, wird neuerdings aber mit Handy-Awards förmlich überschüttet. Späte Anerkennung wohl für ein respektables Lebenswerk, dem der 58jährige Musiker aus Arkansas mit „Reckless“ (Ruf Records) ein vitales Chicago-Blues-Statement hinzufügt. Maria Glen, wie Allison „an american in Paris“, gastiert beim Soul-Duett „Just As I Am“ und als passable Harp-Spielerin im Akustik-Zwischenstop „Playin‘ A Losin‘ Game“. 3,0

JONNY LANG hingegen steht erst ganz am Anfang des Weges: Das Milchgesicht aus Fargo/North Dakota gefällt mit sublim-disziplinierten Versionen von „Good Morning Little School Girl“ sowie Ike Turners „Matchbox“ und klingt auf „Lie To Me“ (A&M/Polydor) phasenweise schon wie ein ganz Alter. Die ketzerische Frage muß allerdings erlaubt sein: Ist das alles? Aber vielleicht ist mehr als anständige Traditionspflege (noch) zuviel verlangt von einem gerade mal 16jährigen Bürschchen mit filmreifen Wangenknochen, der vorerst voll auf den Verblüffungseffekt seiner Jugend vertrauen kann. Knapp: 3,0

Er klinge wie das Grün im Garten „ohne den Kunstdünger“, soll Buddy Guy über den 28jährigen COREY HARRIS gesagt haben. Das trifft auch nach seinem neuen, zweiten Album „Fish Ain’t Bitin“ (Alligator/Edel Contraire): Während ein Keb’Mo das stilvolle Crossover bevorzugt, setzt dieser Mann aus Denver, Colorado weiterhin ganz auf seine AH-Acoustic-Roots. Wäre es nicht ein Widerspruch in sich, könnte man Harris als aufgeschlossenen Puristen bezeichnen, der das klassische Soundspektrum voll ausreizt und bei Bedarf geschickt mit einer Portion Second Line-Feeling (Tuba, Posaune) seiner Wahlheimat New Orleans versetzt. Rustikales mit Pfiff und Witz! 3,5

POPA CHUBBY alias Ted Horowitz ist wohl das, was man landläufig ein „Original“ nennt. Auf dem Live-Mitschnitt „Hit The High Hard One“ (Laughing Bear/SPV) bricht der voluminöse Glatzkopf aus New York das klassische Blues-Rock-Trio-Format mit Covers von Dylan („Isis“) und Tom Waits („Heart Attack And Vine“) auf. Das macht schon was her, doch kann selbst die virile Präsenz dieses begnadeten Vorturners nicht über zuviel handelsübliches Gegniedel hinwegtäuschen. 2,5

Akustik-Country-Pop aus Detroit? Warum nicht: Das Sextett VOLE-BEATS träumt mitten in der „Motor City“ not leicht nostalgischem Twang von „Sky and the Ocean“ (Blue Rose/RTD) – ein weicher, aber nicht schwammiger Sound von Sehnsucht und leisem Verlangen. 3,0

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates