Roxette – Room Service

Der Spagat zwischen den Wünschen von DJ Bobos Toddler-Zielgruppe und „Kuschelrock“-Kompatibilität konnte ja nicht ewig gut gehen: Mit „Room Service“ liefern die schwedischen Ex-Hitparaden-Dauergäste Roxette ein Beispiel dafür, wie schlimm es klingt, wenn jemand den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören verpasst. Ihre zwölf Möchtegern-Ohrwürmer verblüffen vor allem durch erschreckend altbackene Sound-Effekte, die entweder aus einem Casio-Spielzeug oder dem Studio-Inventar von Dschinghis Khan stammen könnten.

So lange Produktion und Songmaterial halbwegs stimmten, konnte man ja auch noch Per Gessles unsägliche Gehversuche am Mikrofon tolerieren. Auf „Room Serrice“ zwingt sein Kopfan-Kopf-Rennen mit Dieter Bohlen um den Titel .Jämmerlichster Pop-Sänger aller Zeiten“ zum rekordverdächtig schnellen Track-Hopping. Um dem die Krone aufzusetzen, schaffen es Roxette, sogar Sängerin Marie Fredriksson auch noch das kleinste bisschen Unverwechselbarkeit auszutreiben. So entfaltet die normalerweise mehr als passable Sängerin dieselbe Ausstrahlung wie jede gesichtslose Studio-Stimmakrobatin, die mit Stimme und Kurven die Pause zwischen zwei x-beliebigen Rap-Passagen in 08/15-Dancefloor-Songs zu überbrücken hat.

Nur die Single „The Centre Of The Heart“ und auch „Make My Head Go Pop“, das immerhin auf jeder ABBA-Platte einen Platz als Füller finden könnte, erinnern vage daran, dass die Schweden vor langer Zeit die Hit-Formel entschlüsselt hatten. Das alles zusammen funktioniert wie klebrige Bonbonmasse für einen chronischen Karies-Patienten.

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