ROYAL TRUX – Accelerator :: DOMINO/RTD

Royal Trux sind schon lange keine Junkies mehr, ihre Liebe zum Junk wird dafür immer einnehmender. Mit jeder Platte erfinden sie sich ein bißchen neu, ihre alten Trademarks pflegen sie jedoch tunlichst. Was vielleicht auch mit ihrer erstaunlichen Geschichte zu tun hat, die davon handelt, wie ein Drogenpärchen aus dem eigenen Kosmos in den Kosmos der anderen zurückkehrt – und es ist deshalb wahrscheinlich mehr als ein Zufall, daß Ex-Calvin-Klein-Model Jennifer Herrema ihren einst bis über die Nase lappenden Pony inzwischen auf Augenhöhe gestutzt hat. Der Blick ist frei.

Früher traten die Sängerin und ihr drug buddy Neil Hagerty selbstversunken und sperrig auf, es schien da nichts und niemanden außerhalb von Royal Trux zu geben, und wer einmal ihr super-spinnertes Frühwerk „Twin Infinitives“ gehört hat, weiß, wovon ich spreche. Heute zieht das Duo mit wechselnden Begleitmusikern und offenen Augen und Ohren durch die Welt – die in ihrem Fall immer noch eine riesige Halde voll von white trash ist. „Accelerator“ ist ein perfektes Beispiel für die Kunst der Wiederverwertung. Ein bißchen wirken die Songs von Royal Trux wie Autos in „Mad Max“-Filmen; die verschiedenen Teilchen sind reichlich rostig, falsch proportioniert und passen scheinbar überhaupt nicht zusammen – blasen dann aber doch alle Konkurrenten aus dem Weg.

Das Album beginnt mit dem monströsen Junkrock „I’m Ready“, der selbst noch einen Jon Spencer das Fürchten lehren könnte, und ist voll von schrecklich malträtierten Riffs, verbeulten Harps, überdrehten Chorus-Gesängen. Noch immer jedoch sind diese kaputten Teilchen so zusammengeschraubt, daß sie dann doch wieder funktionieren. Auf wirklich seltsame Weise, versteht sich. Royal Trux spielen Drogenrock, ohne auf Drogen zu sein; daß sie mal welche genommen haben, dürfte ihnen dabei geholfen haben, Verbindungen zu erkennen, wo niemand sonst welche erkennt.

Weißer Schrott, aber auf höchstem Niveau.

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