Ryan Adams & The Cardinals – Jacksonville City Nights

Er hat andauernd Halsschmerzen und konzertierte deswegen zuletzt nicht mehr allzu oft, aber für immer neue Schubkarren voller Songs und beständig verfeinerter Konzepte reicht es glücklicherweise. Nur knappe vier Monate nach der Doppel-LP „Cold Roses“ gibt es nun die nächste Lieferung – eine weitere Station auf Adams‘ staubiger Reise durch Rock und Country.

Kurzfristig geht es schwungvoll zu, doch ,A Kiss Before I Go“ zeigt Adams gewohnt waidwund und mit bleischwerem Herzen: „One shot, one beer and a kiss before I go“. Dazu klimpert natürlich das Piano, seufzt selbstverständlich die Pedal-Steel – und nach gerade zwei Minuten ist schon wieder Schluß. Ein starker Auftakt, und das folgende, mit Sehnsucht getränkte „The End“ setzt dem pathetischen Leiden gleich noch eine Schaumkrone auf.

Natürlich sind es die alten Topoi, die Adams treiben: Love Is Hell, Part I bis unendlich. Mann und Frau. Abschied. Der Tod. Das Nachhängen. Doch auf „Jacksonville City Nights“ bedient sich der Tausendsassa in bester Country-Tradition bisweilen den allgemeingültigsten Metaphern, um den letzten Tropfen Blut aus einem Stein pressen zu können.

Doch wenn zwischendurch die Kontur der Handschrift wieder deutlicher wird, gelingen Adams noch weit unfaßbarere Lieder wie „Silver Bullets“ oder das grabesbittere „September“. „Laura lays on the foot of the bed/ Mimics a noose with the telephone cord/ Doctor’s on the phone/ Then she hangs up and says/ I ain’t never gonna see the winter again/ And I don’t know how, but she smiles/ September, September.“ Diese unglaublichen Sehnsuchtslieder sprechen abwechselnd die Sprache von Gram Parsons, Townes van Zandt, George Jones, aber auch Dwight Yoakam und, ahm, John Denver. 14 Songs in 46 Minuten, gelungen ist alles: das Hillbilly-infizierte „Trains“ ebenso wie das Duett mit Norah Jones in „Dear John“.

Anschließend legt man sich besser schlafen oder geht in die Kaschemme.

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