Sade – Soldier Of Love
Seit 26 Jahren hört man mitunter die Binse, die Musik von Sade sei oberflächlich, steril, aseptisch, die Frau Adu womöglich eine Schauspielerin. Denn sie singt ja von Emotionen und sonst gar nichts. Dazu ist zu sagen, dass stille Wasser tief sind und Aufgeregtheit nicht für Tiefe bürgt. Bei Sade Adu vermutet man die Abgründe jenseits der Wiederholung von Schwüren wie „By Your Side“ oder „Lovers Rock“.
Auf dem neuen Album ist die Band ein Fels der Verlässlichkeit, die Songs perlen geschmeidig über eleganten elektronischen Beats und Streichern. In „Soldier Of Love“ singt Sade: „I’m at the borderline of my faith/ Im at the hinterland of my devotion/ I’m at the front line of this battle of mine.“ Die martialische Metaphorik mag unglücklich wirken – doch wie das Schlagwerk die Militärtrommeln imitiert, im Hintergrund eine Trompete zum Gefecht tönt, überhaupt ein grimmiger, marschierender Rhythmus und fiese Salven aus der Artillerie das Stück bestimmen das ist beinahe Kunst. Und bei den Klavierkadenzen von „Morning Bird“ hat diese Musik, diese Sängerin einen dann wieder gefangen. Unendlich subtil sind die Verschiebungen der Stimmen, Trompeten und Melodielinien bei dem Afro-Soul-Wunderstück „Babyfather“.
Denn natürlich liegt das Geheimnis von Sade Adu gar nicht unter der Oberfläche: Es liegt offen zutage in den Spiegelungen, Brechungen und Kräuselungen. Das ganze Drama vollzieht sich überdeutlich in Zeitlupe – und ist deshalb so schwer zu erkennen. Wie eine Fata Morgana verschwindet Sade Adu vor unseren Augen. Aber seien wir ehrlich: Wir haben nie geglaubt, dass diese Erscheinung wirklich sein könnte.