Safecrackers von Anthony & Joe Russo :: (Start 28.11.)

Raus wollen sie alle. Dabei hilft ihnen ein Bellini, ein todsicheres Ding, ein Millionencoup, der kapitale Bruch für den Lebensabend. Autodieb Cosimo (Luiz Guzman) hat einen Bellini, braucht aber erst mal einen Mullinski, einen käuflichen Ersatzmann, der für ihn die Strafe im Knast absitzt. Der Bellini, die große Chance und HofFnung, bringt die Geschichte in Bewegung, und die Suche nach dem Mullinski steigert sie in irrwitzige Situationen, bei denen für Cosimo erst der Mullinski patzt und zuletzt auch für alle anderen der Bellini platzt.

„Welcome To Collinwood“ heißt im Original diese schrullige, sozialromantische Panzerknackerkomödie. Collinwood ist ein Viertel in Cleveland, die herunter gekommene Realität der Ganoven, Verlierer, Träumer und skurrilen Typen. Collinwood ist allerdings auch eine Patchworkwelt der Brüder Anthony und Joe Russo sowie ein purer Kinokosmos, in dem der film noir der 40er, die Farben der 50er, die Coolness der 60er, die Klamotten der 70er, der Klamauk der 80er im Referenzstil der 90er Jahre äußerst schräg aufeinander treffen.

Cosimo erhält seinen Bellini von einem Mithäftling. Der hat zwischen einem leerstehenden Appartment und einer Pfandleihe eine Gipswand gezogen, um später bei dem Händler an den Safe zu kommen. Cosimo beauftragt seine Freundin Rosalind (Patricia Clarkson), für 10 000 Dollar einen Mullinski anzuheuern. Wem auch immer sie das Angebot aber unterbreitet, jeder empfiehlt jemand anderen und lehnt trotz steigendem Kopfgeld ab, weil alle ahnen, dass Cosimo einen Bellini plant und mit absahnen wollen, um Collinwood hinter sich lassen zu können. So sammelt sich nach dem Dominoprinzip hinter Rosalind ein Rattenschwanz von aufgeregt drängelnden Losern: Toto (Michaeljeter) ist ein einfältiger Taschendieb, Leon (Isaiah Washington) ein eingebildeter, abgerissener Snob, der seine hübsche kleine Schwester Michelle (Gabrielle Union) bei Gelegenheit reich verheiraten will, Basil (Andrew Davoli) ein proletarischer italienischer Gigolo und Riley (William H. Macy) ein abgebrannter Fotograf, der ständig selbstmideidigjammert und sein Baby mitschleppt, da seine Frau für 1000 Dollar bereits als Mullinski einsitzt.

Gemeinsam überzeugen sie schließlich den virilen Preisboxer Pero (Sam Rockwell), nach einer ICO.-Niederlage in der ersten Runde für Cosimo einzuspringen. Der verbockt bei der Gerichtsverhandlung den Austausch zwar, entlockt trotz weieher Birne aber Cosimo in einem lichten Moment den Bellini. Und da keiner der fünf Zufallseinbrecher weiß, wie man einen Tresor aufbricht, wenden sie sich an den Spezialistenjerzey (George Clooney). Dass der Veteran im Rollstuhl hockt, ist nur der Auftakt zu allerlei Widrigkeiten, mit denen die Russos ihren gescheiterten Existenzen den Erfolg schwer machen.

„Safecrackers oder Diebe haben’s schwer“ heißt der deutsche Titel, der so die deutlichsten Vorbilder enttarnt. Unter „Diebe haben’s schwer“ scheiterte 1958 bereits Marcello Mastroianni mit den Komikern Toto und Vittorio Gassman an einem Bellini, und als „Crackers – Die Chaotenclique“ hat Louis Malle den Stoff 1983 mit Donald Sutherland, Jack Warden und Sean Penn noch mal verfilmt. Die Russos plündern mit viel Fingerspitzengefühl indes das Genre von „Der Clou“ bis zu „Arizona Junior“ – und setzen am Ende mit einer Gasexplosion eine herrliche Reminiszenz ans Original.

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