Sam Cooke :: Portrait Of A Legend 1951-1964
Er hätte nicht mit der Frau in das Motel gehen sollen. Als er unter der Dusche stand, entwendete sie – ganz so wie im nächstbesten schlechten Film seine Geldbörse und verschwand, woraufin er halb nackt zur Rezeption lief und dort von der wachhabenden Besitzerin in einem Handgemenge erschossen wurde. Die Akte wurde schnell geschlossen. Ein merkwürdiger und unwahrscheinlicher Tod für Sam Cooke, der damals, 1964, auf dem Dach der Welt saß, 33 Jahre alt. Aretha Franklin nennt ihn noch heute „Prinz“, Cassius Clay wollte sein wie er und stand dann an seinem offenen Sarg.
Natürlich war Cooke, wiewohl verheiratet, ein notorischer ladies man, und der Gospel-Gemeinde gefiel auch sein Balzen und Flöten nicht, seit er 1957 die frömmelnden Soul Stirrets verlassen hatte, um eine Pop-Karriere zu beginnen. Sam Cooke sang, wie nur Schwarze es können, aber er wollte ein Weißer sein. Und Zutritt zum Establishment sollten ihm die süßen Liebeslieder verschaffen, die den Frauen so gut gefielen. „Tribute To The The Lady“(4,0) ist eine dieser frühen Platten, außerdem eine etwas wohlfeile, glatte Hommage an Billie „Lady Day“ Holiday.
Mehr und mehr aber schrieb Cooke, der schon als schlaues Kind so viel gelesen hatte (um später mal nicht arbeiten zu müssen!), seine Songs selbst, gründete auch sein eigenes Label (auf dem er die Soul Stirrers veröflentlichte) und wurde zum versierten Autor – von „Chain Gang“, „Shake“. „Bring It On Home To Me“, „Good Times“, „You Send Me“ und schließlich dem Meisterstück „A Change Is Gonna Come“, dessen Bedeutung erst nach seinem Tod immer sinnfälliger wurde. „Portrait Of A Legnd“ versammelt diese Evergreens, Peter Gurlanick – der an einer Cooke-Biografie arbeitet kommentiert die Stücke.
Von den nicht zahllosen Alben zu Lebzeiten werden in der neuen SACD-Reihe „Keep Movin‘ On“ (4,5) und „Ain’t Thal Good News“(4,5) wieder veröffentlicht, die den späten, vollendeten Cooke dokumentieren.
„Keep Movin‘ On“ enthält nicht nur Guralnicks schönen Aufsatz „The Change That Came“, sondern auch den Song „Meet Me At Mary’s Place“. dessen Titel der Soul-Adept Bruce Springsteen im letzten Jahr frech entlehnt hat Cooke sang manchmal dieselben Schnulzen wie Dean Martin und Frank Sinatra und hielt sich bei Bedarf mit seinem charakteristischen Röhren zurück. Geschmeidig war er.
Höhepunkt von Cookes Karriere war der Auftritt im Copacabana in New York, Juli 1964. Zu Beginn seiner Solo-Zeit war er dort gescheitert, hatte sich mit Bossanova anbiedern wollen. Nun sang er ein eklektisches Programm mit „The Best Things In Life Are free“, Jfl Had A Hammer“, „Twistin‘ The Night Away“ und, jawohl, „Blowin‘ In The Wind“, das er gern selbst geschrieben hätte. „Sam Cooke At The Copa“(5,0) war ein Triumph und ist ein Vermächtnis.