Saybia – These Are The Days

Es war bislang ein bisschen schwer für Saybia im internationalen Geschäft. Zu Hause in Dänemark ist das Quintett um den Sänger/Gitarristen Seren Huss schon seit dem Debüt eine ganze große Nummer, hat Platinplatten und wird als „Dänemarks Antwort auf Coldplay“ gehandelt, was anderswo leider viele Vorurteile produziert. Das lästige Etikett kommt freilich nicht von ungefähr; alles in der Musik von Saybia ist durchdrungen vom britischen Sehnen und Schwelgen und von den großen Gefühlen der Herren Martin, Healy und Yorke. Aber das ist ja ein Ausdruck der Zeit! Und also soll man trotzdem hinhören bei Saybia, die sehr viel mehr sind als bloß ein Plagiat.

Denn mit Liedmacher Huss haben die Dänen einen vorne stehen, der mit einem ganz besonderen Quantum an Inspiration und künstlerischem Aplomp zu Werke geht. Keine Melodie ohne Idee, keine Idee ohne Inspiration, keine Inspiration ohne Inbrunst: Wenn die Gunst der Stunde mit diesem zweiten Album kommt und alle Beteiligten das Richtige tun, wird Huss sich bald gleich hinter den genannten Vorbildern einreihen können.

Mag man beim kräftig rumpelnden Opener „Brilliant Sky“ noch den Standard erkennen, macht schon das folgende „Bend The Rules“ den Unterschied: Huss singt eine dringende Melodie zur Akustischen, bis Gitarrist Sandstrom mit einer tollen Idee das Arrangement füllt.

Dann, boom, der Refrain, das muss wohl so sein. Danach „I Surrender“: Bei der Strophe klingt Huss wie Thom Yorke und David Eugene Edwards, dahinter zirpen die Gitarren, die seit „OK Computer“ in solche Arrangements gehören. Aber der Refrain! Ein ganz ergreifendes Ding ist das, das sich gar nicht verschließt und sein hymnisches Potenzial voll ausspielt. Am Ende könnte dieses Bekenntnis Saybias zu Größe und melodischem Pathos entscheidend sein. So viele Singles!

Wenn der ausländische Erfolg kommt, wird man sich auch bei Tchad Blake bedanken, der „These Are The Days“ im Real World Studio mischte und Saybia mit kompakten Klängen und eher zurückhaltenden Arrangements zwar im Britpop der Gegenwart positioniert, gleichzeitig aber den latenten 80s/Indie-Verweis in der Musik seiner Kunden unterstreicht. Dazu ein Coverphoto von Anton Corbijn, mehr kann man nicht tun.

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