Serie der Woche: „Warum ich?“
Die Frage hat sich wahrscheinlich jeder Mensch schon einmal gestellt: „Warum ich?“ Weil das Drehbuch dieser sechsteiligen Serie von David Schalko stammt, kann man davon ausgehen, dass es hier keine gewöhnlichen Antworten gibt. Am Ende steht man mit einem Kopf voll irrer Bilder da und fragt sich, was das eigentlich gerade war. Bei „Braunschlag“ (2012) und „Altes Geld“ (2015) hat man sich noch gewundert, was dem österreichen Autor/Regisseur/Produzenten alles einfällt, bei „Kafka“ (2024) kam einem das Surreale fast schon wie Routine vor. In „Warum ich?“ sind es die „normalen“ Szenen, die einen besonders berühren – bevor dann alles ins Groteske kippt. Die Momente, in denen man Mitleid mit den Leuten hat, weil das Leben manchmal einfach zu hart ist. Charly Hübner spielt einen abgehalfterten Country-Schlager-Star namens Jeff Kanter, der mit seinem Wohnmobil durchs Land tingelt und in die Fänge einer etwas zu einsamen Bewundererin (beängstigend: Andrea Sawatzki) gerät.
Man möchte auch nicht tauschen mit Nora Waldstätten als Personalerin oder Merlin Sandmeyer als Entführer, mit ihren Gegenparts allerdings ebenso wenig. Und welch zwielichtige Rolle spielt Bjarne Mädel? Besseres Personal hätte Schalko nicht finden können (David Bennent, Katharina Thalbach und Detlev Buck als Prepper!). Und trotzdem bleiben einem die Figuren – am Rande des Lebens, am Rande der Gesellschaft, am Rande des Wahnsinns – seltsam fremd, weil man immer nur auf den nächsten Überraschungs-Effekt wartet. So bleibt die erste halbe Stunde, die Charly-Hübner-Show, am eindrücklichsten in Erinnerung – mit Sätzen wie „Ich bin nur ein kleiner Mann, der die Größe des Lebens besingt“.
Die sechs Folgen sind voneinander unabhängig, und doch scheinen die Figuren auf schicksalhafte Weise zusammenzugehören – und sie alle suchen irgendeinen Sinn des Lebens. Spoiler-Alert: Hier erfährt man ihn nicht. (ARD Mediathek)