Short ClltS von Joachim Hentschel :: Olli Schulz & der Hund Marie

Das beige Album Ich hatte Angst, er wäre der Indie-Mike-Krüger, aber er ist ein uneitler, nuschelnder, nicht-reaktionärer, leicht mit Astra-Bier gefüllter Indie-Reinhard-Mey. Die Zweimann-Band gehört wie Kettcar zum Tragikomödianten-Club Grand Hotel Van Cleef aus Hamburg, die zweite Platte klingt wie die depressionsfreie Liedermacherei der 70er, aufgeklärte Mitte aus Folk und Schlager, rührende Konfessionen aus dem Loser-Alltag Anfang 30 – und der „Klappskalli“, der hanseatische „Mr. Bojangles“. (ghvc/indigo) 3,0

Death From Above 1979

You re A Woman, I m A Machine Da steht man wie ein dämlicher Nachmacher da, wenn man als Duo nur mit Baß und Schlagzeug kommt, brandstichige Metal-Riff s spielt und singt, als ob Robert Plant von einem Ameisenbären gebissen wird. Die zwei Kanadier machen aber kaum auf Blues und eher auf No-Wave-Lärm, trotzdem: Etwas anderes als Headbangen kann man dazu leider nicht. (WARNER) 2,5

Roisin Murphy

RubyBIue Damenwahl im Weltraum-Rüssel-Saloon, mit einer Kiste voll falsch gewaschenerSoul-Stücke und einem Pianisten, der Insektenfühler hat. Eine sensationelle Platte, die halt unglaublich anstrengend ist und kein bißchen eingängig. Die rothaarige Miss Murphy, getrennt von Moloko, arbeitet mit dem Avant-House-Elektroniker Matthew Herbert, ein Traumpaar: Er macht aus gesampeltem Zeug, Musical- und Funk-Flusen das Trampolin, sie hüpft provokant gelassen drauf herum. Fremd, herzenstief, verschnupft.fPMS//?ro; 3,5

Ariel Pink’s Haunted Graffiti

WornCopy

The Peppermints

Jesus Cryst Zwei Alben des New Yorker Paw Tracks-Labels, die für die meisten nicht einmal minimale Hör-Anforderungen erfüllen dürften: die iemale frontedPeppermintsaus San Diego mit atonalem Kopfexplodier-Punk und der Neo-Hippie Ariel Pink,der-auf abscheulichen Drogen – No-Fi-Psycho-Pop spielt. Absolute Frechheit, aber Sie ahnen es: so randvoll mit Ideen und ein so herzhaftes Coldplay-Gegengift, daß man den guten Geschmack gern vergißt. Alle Sterne zusammen: (PA w TRACKS/CARGO) 4,0

Potato Fritz

Baumwolllitze Auch das ist schwer zu schlucken, eine gewaltige Knolleaus dertollen Hamburger Hardcore-/ Noiserock-Szene. Potato Fritz haben sich vom lärmenden Bündel zu einer melodisch aufgeladenen Gitarren-Ramme gepellt, Dinosaur Jr. mit chaotischem Trieb: „Die Zeitbombe heilt alle Wunden, doch sie tickt ihm viel zu langsam.“ (FIDEL BASTROI 3,0

Bill Janovitz & Crown Victoria

FireworksOnTV! Den hübsch empörten Knödler kennt man von den Powerpop-Sonnenscheinen Buffalo Tom aus Boston. Was er nach zwei gemäßigten Solo-Platten hier mit seiner Tour-Band treibt, klingt oft wie früher, zieht mehr in Richtung Alt-Country-Hühnerstall und ist leider songtechnisch etwas öde. (BLUE ROSE/SOULFOOD) 2,0

Mice Parade

Bem-Vinda Vontade „Wundervoll“ sagt man zu Bands wie Mice Parade aus New York, die perligen, Herbstlaub-trockenen, im Jazz-Sinn komplexen Indie-Pop spielen. Eigentlich eine Instrumental-Gruppe, deshalb sind die spanischen Gitarren und Glockenspiele zu Tracks mit postrockig verfahrenen Rhythmen arrangiert – diesmal trotzdem mit hingehuschten Gesängen.fMr CAT/PIAS) 3,5

Of Montreal

SunlandicTwins Ein Electric Light Orchestra für den Kindergarten – die Band aus Athens, Georgia ist wie immer hyperaktiv, will alles anfassen und erwischt verstärkt Disco- und Analog-Synth-Pop, und ihrem buntgescheckten Märchenwald-Psych-Pop paßt das bestens. Tolle Melodien, viel Falsett-Chor. (TRACK S FIELD/RTD)3,0

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