short cuts

Deke Dickerson Rhythm, Rhyme&Truth (HIGHTONE /FENN)

„This album is different“, beginnt Dickerson seine Linernotes. Stimmt Stilistisch überspringt der Twang-Hemjeneutiker aus Los Angeles mit seinen Ecco-Fonics diverse Zäune, die Billyland von benachbarten Gefilden trennen. DooWop klingt an, es rumort bluesig und, ja doch, cow-punky. Die Songs sind dunkler und gnadenloser als bislang, nicht eine Country-Humoreske weit und breit. Eddie Noacks „Have Blues Will Travel“ bereitet den Boden, Dickersons Suizid-Drohung „Where Tb Aim“ lässt erblassen, doch es ist der finale Track, der den LP-Titel mit Leben und Leidenschaft füllt: „Where Am I Goin‘?“ ist eine Tour de Force aus existenzieller Not und Selbstverachtung, aus Echokammer-Cool und rasenden Refrains, aus Howlin‘ Wolf, Link Wray und Social Distortion. 4,0

Cowboy Junkies Waliz Across America

(LATEX/GUTTERHOUSE) Stille und andächtige Stimmung gehören zum Junkies-Gig wie Kennys Ableben zu „South Park“. Nur so können die Kanadier ihren preziösen, subsonisch wirkenden Alt-Country-Sound zum Vibrieren bringen. Wie auf diesem wirklich schönen LJve-Album, das alten Favoriten Raum gibt, darunter der Velvets-Hymne „Sweet Jane“, Townes Van Zandts „Blue Guitar“ und Michael Timmins‘ ergreifendemTribut an den großen, viel verehrten Texaner: „Townes Blues“. 3,5

Smokestack Lightnin‘

Soul Beat (WITCHCRAFT) Beherzter Country-Rock made in Germany und recorded in Holland, mit ordentlich Boogie-Flair und nicht ohne Blues-Erdung. Wovon Lennon/ Mc-Cartneys „Run For bur Life“ mehr profitiert als Dylans „Don’t Think Twice, It’s Alright“ oder Cashs hier etwas lendenlahmes „Ring Of Fire“, während John Hartfords Evergreen „Gentle On My Mind“ nicht unflott umgesetzt wird. Okay.2,5

The Holmes Brothers

Speaking In Tongues (ALUGATOR/EDEL GONTRAIRE) Auch die Holmes Brothers covern Dylan und sogar Gamble & Huff, alles gewohnt solide und harmonisch satt Und forsch himmelwärts, denn dies, so entnehmen wir bereits dem Cover, ist „ein spirituelles Album“. Produziert überdies von der in Permanenz wiedergeborenen Joan Osborne, also stets hart an der Schwelle zum Kitsch. Wobei dem Trio das Inbrünstige ja durchaus liegt. 2,0

The Shaka Brothers Blues Blood

(ACOUSTIC MUSIC/ZOMBA Assistiert von den schwarzen Legenden Honeyboy Edwards und Louisiana Red pflügen die Italo-stämmigen Brüder Tom und Bill Shaka (eigentlich: Sdacca) durch ländlichen Blues, das Instrumentarium rudimentär, die Interpretation traditionell. „The Italians are corrupt and… as black as die blackest Negro in existence“, so zitieren die Linernotes feixend einen alten Zeitungsartikel. Na dann. 3,0

The Reggae Cowboys

Wild West Indian idixiefrog/fenn) Den in der Wildwest-Literatur unbesungenen schwarzen Cowboys und Revolverhelden (immerhin eine starke Minderheit von fast 15 Prozent, wie wir hier erfahren) hat das Quintett aus Kanada seine Karriere gewidmet: runder, melodischer Rock-Reggae, dazu feine Gitarrenläufe und, leider, jede Menge Keyboards, die jene Lücken zukleistern, von denen synkopierte Beats letztlich leben. Das „Hotel California“ klingt nach Dominikanischer Republik: Karibik Marke Neckermann. 2,0

Tarika

SoulMakassar (Sakar/zombai Mehr als kultureller Tourismus und Beflissenheit ist es auch selten, was den homo politicus correctus zu Musik hinzieht, die sich ihm bereits sprachlich entzieht: die so genannte Weltmusik. Tarika ist eine Band aus Madagaskar und ein Paradoxon, gelingt ihr doch, das ethnische Spannungsfeld ihrer hybriden Herkunft (Senegal und Indonesien) auszuloten und zugleich universelle Codes zu verwenden: infektiöse Grooves, sanguinische Melodien und schillernde Glissandi via Valihä, einer Art Bambusrohr-Zither. Ein ausnahmsweise lohnender Trip.3,0

Tekla Somebody Else

(GOLD CIRCIE/IN-AKUSTIK) Bisher sang Tekla nur in ihrer Muttersprache schwedisch, mit ihrem dritten Album nun sucht sie ihren Platz im internationalen Pop. Und wird ihn dank starker Stimme und blubberndfrischwärtiger Produktion auch finden: im Planquadrat, dessen aktuelle Eckpfeiler Enya und Madonna heißen, Texas und Roxette.1,5

Ashtray Boy

The King s Buccaneer (BOUNCING CORPORATION) Unappetitlicher Name, sehnige Folk-Pop-Sounds, überdurchschnittlich intelligente, meist introvertierte Texte, spröde Melodien und kratziger Gesang. Von Down Under, sub-Go-Betweens. 2,0

Speedball Baby

Uptight!

(IN THE R6D/SONIC RENDEZVOUS) Überdrehter, untergründiger Rock aus New York City, Vfoidoids-lärmig, Thunders-chic und A-Bones-trashig. Wären eine Attraktion gewesen im Max’s Kansas City anno 1976, im Vorprogramm von Wayne County &. The Electric Chairs.2,5

Pro-Pain

Round 6 (NUCLEAR BLAST/SPV) Der Name passt. Billigster Hardcore-Pfusch wie aus defekten Dampfhämmern. Viel Spaß noch. 1,0

The Stone Roses

Remixes(silVERTONE/zoMBA) Im Original epochal, inzwischen viert-, fünft- und sechstverwertet, wird die erste Stone-Roses-LP nunmehr studiotechnisch verklappt. „Fool’s Gold“ stampft in Drum’n’Bass-Montur, „Made Of Stone“ marschiert im Techno-Schritt, „She Bangs The Drums“ wird durch den Vocoder gequetscht, und „Elephant Stone“ verplätschert. Zwei, drei Tracks nur überleben den Elektronik-Drill, der Rest stirbt jammervoll. Ein Verbrechen. 1,0

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates