Short Cuts auch im Kino

Atrocity – Gemini (Motor Music)

Nie war ganz klar, was Atrocity eigentlich wollen. Death Metal oder Dark Wave, Cover oder Original, deutsch oder englisch, heavy oder modern – zwischen diesen Versuchen verloren sich die Schwaben oft, um mit ihrem fünften Album nun eine Mischung aus allem auszuprobieren. Da hat dann Zsa-Zsas „Zauberstab“ in Rammstein-Manier ebenso Platz wie unsägliche Versionen von „Sounds Of Silence“ und „Lili Marken“, dazu wichtigtuerische Weisheiten wie „Das 11 Gebot“. Zu viel, leider nicht des Guten, 2,0

Jim Wayne Swingtet – Time & Efforts (Warehouse/Indigo)

Die ersten Töne klingen nach Calexico, das zweite Lied erzählt von einem „Rock’n’Roll Star“,der mit dieser Band nicht viel zu tun hat, aber dann geht’s zur Sache. Alle Lieblingsplatten von Wilco bis Dylan werden im Kopf noch mal durchgespielt, das Beste rausgezogen und neu gemischt. Resultat: ein buntes, etwas wirres, sehr unterhaltsames Album. 3,5

The Vygors (X-Cell/Epic/Sony)

Wenn es The Corrs geschafft haben, warum nicht auch diese britisch-deutschen Schwestern? Sie sind genauso hübsch, singen auch glockenhell, und ihre Musik ist ähnlich belanglos. Jürgen von der Lippe wartet bestimmt schon. 2,5

Scycs – Honeydew (WEA)

Vor zwei Jahren gelang den Magdeburgern mit dem Pseudo-Grunge-Stück „Next November“ ein Hit, sie durften mit Maffay und Eros touren und jetzt sogar ein zweites Album beim Major-Label aufnehmen. Das nur ein Misserfolg werden kann. Als süße Jungs gehen sie nicht mehr durch, ernst nehmen kann man diesen harmlosen Poprock aber auch nicht „Radiostar“? Wohl kaum. 2,0

Dee Snyder- Never Let The Bastards Wear You Down (Spitfire/Connected)

Rückblickend wirkt der Transen-Metal von Twisted Sister schon albern, aber in den 80er Jahren waren Dee Snider und Kollegen kurzzeitig die aufregendste Rockband der Welt, die mit den besten Grimassen und buntesten Kostümen. Songs? Hatten sie auch. Sogar zu viele. Die besten der unveröffentlichten hat Snider – heute Radiomoderator und Filmproduzent -jetzt rausgekramt, und sie schließen nahtlos an Klassiker wie „Stay Hungry“ an. Wer damals dabei war, muss dieses Album haben. Wer nicht da war, wird es nie mehr verstehen. 4,0

Desmond Q. Hirnch – La Voix De La Revolution (Amateur)

Mit Rock hat das nicht mehr viel zu tun. Sampler und Heimorgel ersetzen lärmende Gitarren, und Gesang gibt es nur noch ausnahmsweise. So werden die Potsdamer wohl nicht berühmt, aber glücklich. Ob bei ihrer „Welt am Sonntag“ oder der schwebenden „Gardine“, kein falscher Ton stört die angenehme Stimmung. 3,0

RPWL – God Has Failed (Tempus Fugit)

Wenn man Pink Floyd covern will, dann doch bitte gleich mit deren Songs und nicht mit solchen „Epen“: Songs in drei Teilen und Lyrik über Träume und Königreiche, samt Pathos, Psychedelik und was man noch braucht, um Roger Waters zu ärgern, ohne verklagt zu werden. 2,0

Blue Haze – Songs Of Jimi Hendrix (Ruf Records)

Eric Burdon liebt Jimi Hendrix, wer hätte das gedacht. Von dieser Zuneigung offensichtlich geblendet, versammelte er etliche Bluesmänner (Walter Trout und Taj Mahal, Bernard Allison und Alvin „Youngblood“ Hart), die ihrem Gitarrengott gerne huldigten, überredete noch Michelle Shocked und Vernon Reid- fertig ist ein recht langweiliges Tributalbum, das keiner braucht. 1,5

UFO – Covenant (Steamhammer/SPV)

Also, ich habe aufgehört, die Ein- und Ausstiege Michael Schenkers zu zählen. Na, eigentlich habe ich auch aufgehört, Schenker zu hören – aber wenn schon, denn mit Phil Mogg als Widerpart. Der vermag auch aus den niedergedudeltsten Steinzeitriffs noch eine alleweil das Ohr schmeichelnde Melodie zu extrahieren. Freilich, die Songs sind mittlerweile nicht mehr recht unterscheidbar. 2,0

Crease – Vindication (Roadrunner)

Ziemlich scharfes Gebräu aus Florida. Aber nix da Sommer, Saufen, Herzinfarkt. Vier böse dreinschauende Jungs holzen hier ein Debüt ein, das zwischen Hardcore und Pop-Punk hin und her rempelt und sich bei den Altvorderen (Ramones, Bad Religion, Nirvana) frech bedient; ein Debüt, das etwa acht Stucke lang Energie versprüht Dummeeweise sind aber 13 drauf. Trotzdem: 2,0

Loonatikk

Devildance The Kilterrokk (MDD/Connected)

Ein Sänger, der zwischen Elvis, Jim Morrison und Glenn Danzig changiert und offenbar schon früh Fifties-Schmelz gelutscht hat. 14 straight durchgehämmerte, ziemliche schrullige, zweiminütige Hardcore-Rockabilly-Miniaturen. Ein Schützenfest-Schlagzeuger, der mitunter richtig swingt, und eine angemessen eckige Rappelproduktion. Unterm Strich: eine knappe halbe Stunde anziehend anachronistisch getrimmter Frohsinn mit Vorschlaghammer. 3,0 Lizzv Borden – Deal With The Devil (Metal Blade)

Was haben solche Leute eigentlich in den zehn Jahren gemacht, in denen kein Mucks von ihnen zu hören war? Kälteschlaf? Muss so sein, denn Lizzy liefert biet, wie ehedem, amerikanischen Glam Metal mit Schock-Rock-Füllseln ab. Bisschen zu theatralisch streckenweise, musicalesk, und vor allem stimmlich ein Ideechen zu affektiert 2,0

Pain Of Salvation – The Perfect Element (Inside Out)

Gepflegtes Dream Theater-Epigonentum. Eitel-versnobter Prog Metal mithin. Und natürlich ein Konzeptalbum („zwei zerstörte Individuen… Story von Kindheit und Verlust..“), darunter macht man es ja nicht mehr in diesem Genre. Langweilig-kitschige Schaumschlägerei von ehemaligen Rockern, die schon bis zum langen Haupthaar in ihrem manieristischen Sumpf versunken sind. 1,0

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