Short Cuts – Auch im Kino – Die Alternativen zu „Star Wars“

Die Aktion „Sommerhit: Kino“ fällt aus, der Kinohit des Sommers aber stand lange fest. „Star Wars“ ist allerdings nicht unbedingt ein Heimbringen Angesichts dieser dunklen Bedrohung meiden potentielle Blockbuster den August. Während in Amerika jedoch auch Filme wie „Austin Powers 2“ alle Rekorde brechen, wirft bei uns nicht nur der heiße Sommer Schatten auf die Umsätze.

Daran wird selbst Michelle Pfeiffer kaum etwas ändern, die sich in TIEF WIE DER OZEAN (ab 12.8.) als Mutter abrackert, die nach vielen Jahren ihren vermißten Sohn wiedertrifit; auch nicht Juliette Lewis, die sich als geistig leicht behinderte Tochter unter der Regie Garry Marshalls (Pretty Woman“) GANZ NORMAL VERLEBT (ab 5.8.) und gegen ihre perfektionistische High Society-Mutter (Diane Keaton) rebelliert. Konfektion mit der Moral, jeder sei normaler als neureiche Neurotiker. In DIE HÄUPTER MEINER LIEBEN(ab 29.7.), der Adaption eines Ingrid Noll-Romans, wird der diffusen Sehnsucht postfeministischer Girlies ein selbstgefälliger Altar errichtet. Christiane Paul und Heike Makatsch wollen nur einen Traummann. Zu dumm, daß alle Männer Schweine sind, zumindest öde. Also müssen einige Exemplare sterben.

Der deutsche Film ist so schlecht, daß viele NACHTGESTALTEN (ab 128.) als Erlösung bejubeln. Andreas Dresen schildert hier drei Odysseen, verzahnt durch Taxifahrer, Polizisten und betrunkene Crash-Kids. Es treten auf: Die renitente Pennerin Hanna und ihr eifersüchtiger Lebensgefährte Victor (Dominique Horwitz); der dümmste Bauer aus dem Osten, der sich händchenhaltend in eine minderjährige Junkie-Nutte verliebt, die ihn beklaut; ein alternder Angestellter von „Dr. Schneider“, der einen „Negerbengel“ fälschlich als Dieb verdächtigt, schließlich durch Berlin kutschiert und über seine „Gutmütigkeit“ motzt Eine Weile berührt diese selbstzerfleischende Verzweiflung, über die der Besuch des Papstes als Symbol für Vorurteile und Doppelmoral schwebt Bis sich Klischees und Unscharfen häufen, die mit politisch korrektem Imperativ penetrante Authentizität beanspruchen. Stets wird gespendet, ob Hundertmarkschein oder angebissenes Brötchen, die Absolution des Kapitals. Dresens sozialistische Gleichnisse insistieren ein schlechtes Gewissen statt Gefühle.

Bei „Fargo“ geklaut hat Roland Joffe für GOODBYE LOVER (ab 128.) mit Patricia Arquette und Don Johnson. Die üblichen bourgeoisen Monster entlarvt Claude Chabrols Krimi DIE FRABE DER LÜGE (ab 128.), in KAIMANS GEHEIMNIS (ab 128.) führt Jeroen Krabbe mit Isabella Rossellini gefühlvoll in die Welt orthodoxer Juden ein, HILARY & JACKIE (ab 5.8.) mit der brillanten Emily Watson zeigt das Martyrium der Cello-Virtuosin Jaqueline du Pre. Ron Howards ED TV (ab 5.8.) erlebt neben vielen Stars die Auswüchse von Doku-Soaps und Popularität, in L.A. WITHOUT A MAP (ab 19.8.) macht sich Mika Kaurismäki mit Julie Delpy über Hollywood lustig. Für Sidney Lumets Remake von Cassavetes GLORIA (ab 5.8.) wurde an der Story gedreht Die Haßliebe zwischen Ex-Gangsterbraut (Sharon Stone) und aufmüpfigem Buben, den sie vor der Mafia beschützt, ist nicht mehr stimmig.

„Braver Junge“, lobte ihn die Mutter, wenn er Zigaretten geklaut hat Der Polizist Kenny (Jon Voight) kann ihn auch nicht stoppen: Martin Cahill (Brendan Gleeson) wird zum gerissensten Gauner Nordirlands. DDER GENERAL (ab 297.) nennen alle den Familienvater, der stets ein Alibi hat und pünktlich seine Stütze abholt, hilfsbereit wie Robin Hood und neckisch wie Butch Cassidy ist, gegenüber Verrätern aber brutal sein kann wie AI Capone. „Ich bin ein Krimineller“, heißt sein Berufsethos. Und: JEs ist alles ein SpieL“ Wo jedoch alles politisch ist, taktiert er, bis die IRA ihn tötet Mit brillanten Schnitten schafft John Boorman („Point Blank“) eine Spannung, in der sich Humor, Emotionalität und soziale Brisanz entfalten.

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